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2024

Die Schutzbefohlenen - Was danach geschah (2024)

Wir leben. Wir leben. Hauptsache, wir leben, und viel mehr ist es auch nicht als leben nach Verlassen der heiligen Heimat. Keiner schaut gnädig herab auf unseren Zug, aber auf uns herabschauen tun sie gern. Wir flohen, von keinem Gericht des Volkes verurteilt, von allen verurteilt dort und hier. Und hier sitzen wir jetzt herum, Heilige, außer Dienst gestellt. Worauf warten wir noch, auf den ehemaligen Zahnarzt aus Düsseldorf? Er wird uns hier nichts nützen, und wir werden ihm auch nichts nützen. Warum nach Düsseldorf fahren, wo er derzeit nicht ist? Wir sitzen, als Heilige degradiert und arbeitslos, wir haben also Zeit, in den Ordinationen herum, wo sie ordinieren bei ihren unheiligen Messen, die Ärzte. Die haben gut zu tun. Wo wir uns doch endlich Zähne neu machen lassen wollen, ganz neue Zähne, wo man sie längst uns gezogen. Die Reihen wieder fest geschlossen. Und der deutsche Bürger, der deutsche Bürger, was macht der derweil, was hat er zu tun, das er dann doch nicht macht? Er sitzt gleich nebenan, untätig für sein Volk, er wartet, weil er keinen Termin bekommen hat, den Termin haben jetzt wir!, vielleicht kriegt er einen, erwartungsvoll spitzt er die Ohren, nein, doch nicht, er muß wieder gehen, er ist kein Notfall, eine Füllung ist ihm aus der Krone gefallen, das wollte er nicht, doch die ganze schöne Fülle, die er einst hatte, die ist jetzt fort. Entsagen kann nur der Tapfere, der andre kriegt von Anfang an schon mal gar nichts. Der deutsche Bürger kriegt nichts und schaut durch die Finger auf eine bessere Welt, in der er Termine bekommen wird, die ihm zustehen, während andre die Wartezimmer zur Himmelstür mit sich verstopfen. So werden wir keine Mitbürger werden, so nicht, das sehen wir schon, die Mitbürger werden sich noch verfahren, sie werden mit uns nicht gut verfahren, die Zornigen, längst sind sie da, die Bürger, und kriegen heute leider diesen Termin nicht mehr. Alles ausgebucht mit uns. Wir warten doch auch, doch sie warten besser. Wir werden gewartet, und sie finden nicht einmal das Wartezimmer, die Bürger. Und wenn doch, gehen sie achtlos vorbei, weil ja schon wir dort sitzen, von Tadellosen getadelt, von Heimattreuen um eine neue Heimat betrogen, von Zahnarzt-Ruheständlern um die eigene Ruhe gebracht, von Söhnen und rechten Händen der Parteichefin geohrfeigt, von verurteilten Gewalttätern vergewaltigt, von Gastgebern vor der Einladung schon wieder ausgeladen, von Umfeld-Organisationen vom Feld getrieben und von Heilpraktikern ins Unheil gestürzt. Nur nicht zu nah dieser heiligen, dieser Heilerde, Heimaterde, die keine ist, keine geworden ist, die bebenden Glieder legen! Lieber die Glieder aufheben, wenn wir wieder wegmüssen, dann werden wir sie noch brauchen. Zurück in die Wüste! Dort ist noch Platz! Und weil Sie schon fragen: Ein Neurochirurg aus Österreich darf auch kommen, der hat um seinen Platz fair gekämpft, der ihm hier hiermit auch verliehen wird. Wir dürfen das nicht: kommen, und wir sollen auch keine Heimat mehr bekommen. Und wer schon eine hat, dem kann sie wieder genommen werden. Zu früh gefreut! Nicht länger mehr wird sein unser Bleiben hier, das haben mir vorhin zwei Angestellte des Hotels am See bestätigt. Die Festtafel dort ist eingedeckt, dieses Hotel bietet Komfort, unser Haus hingegen hat kein Dach und kriegt auch keins. Der Dachdecker für diese Tafel war vorhin schon da, 30 Teller, 30 trübe Tassen, und auf jedem Teller eine Serviette, Kultur ist nicht, was ihnen fehlt, sie bringen sie sogar den andern, sie haben so viel davon. Wir haben nichts davon. Ein exklusives Netzwerk ist entstanden, und doch geht es formlos zu. Die Rinderhirten treffen sich mit den Schäfern, die Lämmer mit Wölfen und Bären, die Bewohner heiliger Berghöhn sind immer noch nicht zufrieden und gieren nach den Mühen der Ebenen, durch die sie uns jagen wollen. Chöre, mit denen man uns jagen könnte, singen Volksweisen. Vereint sind sie in diesem Feste, uns verborgen legen sie sich auf die Lauer und warten, daß wir kommen. Ins Laub der Büsche werfen sie sich, nach Wein rufend, und Berg und Wald stimmen in den Jubel ein. Götterfunken fliegen herum, der Wald gerät in Gefahr zu verbrennen, den Busch verlassen wir nicht, in dem wir uns versteckt. Uns jagen Männer nach, ja, Frauen auch dabei. Diese Frauen haben es geschafft! Sie haben es in das Parlament geschafft, unser Spielraum ist jetzt kleiner geworden. Mütter jauchzen im Schwarm, die Partei hat ihnen eine Hüpfburg für ihre Kinder hingestellt, die Kinder sollen lernen, wie man hochkommt und gleich wieder runterfliegt. Das macht sie zäh wie Leder. Die gehen so schnell nicht mehr weg, die hier, die Eingeladenen, die Eingeborenen, sie haben eine Mindestspende von 5.000 Euro errichtet, nein, kein Haus, entrichtet meinen wir wohl, sie haben sich abgerichtet auf uns, wir hören sie knurren, hecheln und schnappen. Die Spende wurde ihnen empfohlen, sie würden aber auch freiwillig bezahlen, auch mehr, wenns sein muß, wenns zu des Festes Stunde kommt, die Stunde kommt jede Stunde erneut, und sie kommen auch.

 

Das Sammeln von Geld, am liebsten von Vermögenden und Unternehmern, die im Geheimen Bündnisse gegen uns fördern, das ist die Kernaufgabe dieser Runde. Sie versammeln sich jetzt, sie haben Versammlungsfreiheit, die Patrioten. Es bedarf Patrioten, die etwas tun, und Persönlichkeiten, die gar nichts tun, aber dennoch da sind. Wir können nichts sehen. Wir versuchen, fremde Gesetze zu lesen, die Mühe können wir uns sparen. Mutlos waren wir, als wir uns hierher führen ließen, noch mutloser gehen wir wieder, weil man es verlangt. Die Erretter, mühelos und selbst ohne Leid, waren gar keine. Wir werden bestellt und nicht abgeholt, wir müssen hier erscheinen und dann dort, dann wieder sollen wir verdämmern als bloße Erscheinungen, aus denen niemals Körper werden. Wir müssen vielleicht nicht einmal gehen, man radiert uns schon hier, an Ort und Stelle, mit Worten ungerührt aus der Sesshaften Schar wieder aus. Nicht einmal ein blinder Fleck soll erinnern an uns. Sie applaudieren, sie erfüllen die Wirtshäuser mit lauten Rufen. Sie verfeuern sich singend beim Feiern, bis sie als Schenkung wieder zurückfließen ins Land, träge, lehmige Flut, die sich mit ihnen belebt und wohnliche Heime wütend erledigt. So wird es fruchtbar durch Schlamm, das Land, so wird es furchtbar und reißt alles mit sich, was sich so lang treiben ließ, bis es sich selbst nicht mehr kannte. So geben sie sich gern die Kante. Und wir, und wir? Was wird aus uns? Was ist geblieben vom Feuer, das einst uns hierbleiben ließ? Alles fürs Feiern verbraucht? So schnell? Wohin die Bärlis, Kuschlis, Kuchen, Gutis? Nicht einmal die, die schon hier sind, sind sicher. Da ist ein Fremder nach Straftat entflohen! Dort noch einer! Woanders sind drei, die finstre Pläne schmieden und Waffen einkaufen wollen. Der Fremde? Er, der in Fesseln eben noch gebunden lag? Dort hätten wir ihn liegenlassen sollen, sagen sie. Da müssen sie härtere Maßnahmen ergreifen, und zwar notfalls für alle! Dort ist schon ein Mann, der gehört einfach weg! Und dort eine Frau, sie gehört uns nicht, sie wollte sich im Land der Seligen ansiedeln, na, die wird zu ihren vier Kindern noch ihre andern sechs nachholen!, das wissen sie genau. Weg! Nichts wie weg! Und du dort, bleib stehen, halt! Stehenbleiben! Sie haben Fahrräder und Waffen für den Grenzbetrieb mitgebracht. Besänftige deinen wilden Schritt, sagen sie, denn wir, wir werden dir Beine machen! Dann gehst du gleich schneller, Afrika wartet schon auf dich, die Wiege der Menschheit, müßig schaukelnd so lange schon. Nur das Land dort müssen wir erst noch finden!, einen Moment noch, dann haben sie es!, versprechen sie uns. Alles wartet, dafür gibts diese Zimmer vor der gastlichen Heimat der Ärzte, nur wir warten nicht, wir haben zu lange zugewartet, wartet nur, balde! Nachdem ihr von woanders schon floht, traut ihr euch noch hierher?, sagen sie. Unsre Bande werdet ihr nicht mehr los, die Band spielt bereits, was sie kann. Und sie begleiten euch gutmütig zur Wiederausgliederung, bis zum letzten Moment im Flugzeug, ja, nichts wie raus, wartet nur, balde!, so wird gesagt. Es wird auch gesagt: Ihr könnt immer neue Dinge vorbringen, unser Gott wird euch nicht halten, denn euer Gott stiftet nur Übles an, wir vergleichen Gleiches mit Gleicherem. Ihr schmäht unsre schönsten Güter, sagt ihr? Wir verschließen vor euch die Tore, sagen sie. Ihr wollt unser Haus in Trümmer stürzen und unsre Frauen heimsuchen und unsere Heime suchen, um uns zu bestehlen, ja, das sagen sie auch oft. Dort wollen sie wohl gegen uns antreten. Still! Im Haus hören wir Tritte! Sie werden natürlich sagen, es seien unsre. Es seien unsre gewesen.

 

Doch welches Land wohl, liebreicher als dieses, und ein solches kennen wir nicht, welches Land können betreten wir? Dieses jedenfalls nicht und das dort, dessen Sprache keiner spricht außer seinen Eingeborenen, das auch nicht. Die schmeißen uns am allerschnellsten wieder raus, bevor wir ihre Sprache verstehen können. Wie wird das erst in Afrika werden, wo Eingeborene bereits sind? Dort sollen wir bestehen dürfen, auch ohne Prüfungsfragen? So ist es angedacht. Oder auch nicht. Sie werden sich einen Teil von Afrika kaufen, und dann werden sie sich uns kaufen. Dieses Papier sagt Ihnen etwas? Wir haben doch gar keine Papiere. Die Schrift verachten sie ohnedies, wenn auch nicht jede. Doch eine Schrift, ein Wappen auf einem Paß, da kommen wir der Sache schon näher, das läßt sich zornschnaubend zerreißen von ihnen. Es ist wie nie geschrieben. Sie hassen die Schrift und löschen sie aus. Sie löschen unsre Pässe, und wer Pässe löscht, löscht auch Menschen aus. Sie fassen uns, sie werden uns fassen. Keiner versteht ihre Befehle, doch sie müssen pünktlich befolgt werden. Wieso funktioniert diese Übersetzungs-Software nicht richtig? Sie sagt immer das Falsche. Und wir werden wieder weggeschickt. Wir haben hier so ein Gezweig für den Frieden mitgebracht, so Zweige von der Ölpalme, nein, vom Olivenbaum haben wir abgerissen, ja, und das hier auch noch, alles beschriftet; wir haben sonst nichts, wem dürfen wir ihn bitte überreichen, diesen Stapel, wir haben zwei Tonnen Papier beschrieben, man hat uns natürlich dabei geholfen, bittend halten wir es hoch, das Papier, nein, auch diesmal das richtige, das rettende nicht dabei. Papiere haben wir nicht mehr, man hat sie uns genommen, nur einen Haufen Papier, wem dürfen wir es übergeben? Auf einmal werden Sie den Stapel nicht zerreißen können, Sie müssen ihn zerteilen und dann zerfetzen. Und keiner wird sagen: entsetzlich! Denn der Fremde wird dann schon weg sein, ausgeschafft, vom Emigranten zum Remigranten, hin und wieder retour, alles auf Anfang, doch kein neuer Anfang geplant, ein kurzer Weg, ein kleiner Schritt, ein großer für die Menschheit hier im Dorf. Denn die Welt ist ein Dorf, so wird gesagt, wenn man verreisen möchte, wenn einer einem andren zu ähnlich wird, weil beide Fremde sind, der eine hier, der andre dort. Doch wir sind hier keinem ähnlich. O droben ihr Himmlischen, wir falten fromm die Hände, ja, ihr seid gemeint, schaut nur herab auf uns!, wir beten zu euch, ja, ihr, denen die Stadt und das Land und die leuchtenden Wasser der Donau, des reinen Rheines links und rechts wohl und auch die Schwerstrafenden in den Behörden noch wohler gehören, unser Wohl ist ihnen egal, unser Wehe gefällt ihnen besser. Nichts können wir gerecht werden, doch gerecht seid ja auch ihr nicht, ihr Engel plus du, lieber Himmelvater. Ihr dürft alles, ihr könnt alles. Sie hier: Können Sie uns bitte sagen, wer, welcher Gott hier wohnt und hier zuständig ist?, es gibt vielleicht andere Götter, aber natürlich woanders, es gibt einen Präsidenten, einen Kanzler, eine Ministerin, so, und es gibt natürlich auch diese Strafenden, das haben wir schon gemerkt, nicht drunten im Hades, so weit müssen Sie gar nicht gehn, es gibt sie alle gleich nebenan, zum Beispiel dich, wer auch immer du bist, du Kandidat, du Kanzlerkandidat, du Seliger schon im Leben, du Seliger im Nehmen, du Parteiführer, du Sprengmeister, der du ausmalst das Geschichtsbild im hell erleuchteten Speisesaal vom Landhotel am schönen See, in hell leuchtenden Farben. Du wirst natürlich nicht anwesend gewesen sein. Du wirst nie anwesend gewesen sein. Du wirst auf keinem Film aufscheinen, du wirst deinen Schein lieber im Fernsehn verstreun, da schauen dir mehr Leute zu. Du wirst dich hier vertreten lassen haben dürfen, aber jeder wird wissen: Wir sind gemeint. Und zwar von dir und daher von jedem.

 

Die führenden Köpfe, da sind sie, und nicht auf Lanzen gespießt, der Körper hängt unten noch dran, an den Burschen hängt ihr Schaft, untrennbar verbunden die Körper, die ihre Wunden stolz im Gesicht tragen, dazu schmissige Musik, dazu eingesessenes, eingebranntes Bürgertum, eingeborener Mittelstand, Juristen, Politikerinnen, Unternehmer, Ärzte, auch ganz normale Menschen, eine Werteunion, der wir nichts wert sind, diese Schuhe, in die wir nicht passen, wollen sie sich auch nicht anziehn. Wir ziehen einfach in zu viele Richtungen, wir ziehen herum, unentschlossen, bleiben nie, wo wir bleiben sollen, daher muß man uns konzentrieren, bevor wir es tun und ihnen Gesetze vorhalten, an die sie sich aber nicht halten. Die Gesetze werden daher nicht lang vorhalten. Die Mühe brauchen wir uns nicht zu machen. Doch du, du, Jesus, Messias, Messie, egal, der du das Haus, das Geschlecht, den Stall der Geschichte für alle Frommen bewahrst, aufgenommen hast du uns nicht, wir sind ja auch von selbst gekommen, ein schutzflehender Zug, der für sie kein Ende mehr nimmt. Sie ziehen Waldeinsamkeit vor und Wanderungen im Gebirg. Keiner soll kommen. Alle sollen gehen. Bitte helfen Sie uns jetzt, dann helfen Sie uns doppelt! Oder vielleicht hilft uns etwas Geld, vielleicht statt dessen eine Sachspende, doch wir wollen sachlich bleiben, vielleicht ein Stück Gott, vielleicht sogar unserer, den sie hier nicht wollen, einer muß uns in seinem Flußbett aufnehmen, wenn es nur trocken bleibt, auf seinen Bergeshöhn, wenn nur kein Gewitter kommt, auf der Ostbalkanroute, wo wir nicht passieren dürfen, weil hier nie etwas passiert, auf der Westbalkanfahrbahn, wo wir Unfälle verursachen, vor den Grenzbalken, wo wir alles abgeben müssen, was wir haben, oder gleich erstickt werden in Geflügellastern, beraubt, zerfetzt unsre Habe, gestohlen unsre Papiere, sogar die Schuhe, auf die Gleise der Bahnen geworfen, die nicht unsre Bahnen sind, wir sollen andre benützen, die pünktlicher sind. Wenn man schon als Welle kommt, dann überrollen wir sie, bevor sie uns überrollen, sagen sie, ja, da muß man einfach was machen. Uns hat man nämlich nicht eingeladen. In diesem Hotel könnten wir uns nicht einmal einen Fußschemel leisten, nicht einmal ein Stück Brot, vom Frühstücksbuffet geklaut. Schon das würde uns zu viel kosten, wenn man uns erwischt. Dabei wollten wir nur kosten, sagen wir.

 

Warum der ganze Aufwand? Sie können zwei Männer fragen, den einen, ehemaliger Zahnarzt aus Düsseldorf, er wurde schon vorgestellt und entspricht keiner Vorstellung, der andre Investor in der Gastro-Szene, ein Burgerpapst, ein neuer Bürgerpapst, ein Hans im Glück, kriegt immer weniger für sich, als er eingezahlt hat, und wir sollen dran schuld sein! All diese Essenslieferanten, wirklich alle, sehr wichtig, da keiner mehr kochen kann, die wissen, was gut ist für sie und wie man es gut verkaufen und transportieren kann. Sie raten von jedem Aufwand für uns ab. Dieser Gesellschafter des Glücks will Gesellschaft, noch mehr Glück, das alte gefällt ihm schon nicht mehr, wer will sie nicht, die Gesellschaft, die wiederum uns nicht will. Der glückliche Hans, er will sie auch, nur eben nicht unsre. Der Redner hat einen Meisterplan, ein andrer hat einen andren Plan, kein Geringerer als der Geringste unsrer Brüder, den wir oft vergessen, einer mit Identität, die auch wir gern hätten, aber wir sind Masse, unterschiedslos, der dort drüben, der Hans mit der goldenen Gans unterm Arm, unser ganzes Glück im Überblick!, der hat einen Plan und macht eine Planung, ja, und er wird sprechen, wohin es mit uns gehen soll. Das wüßten wir auch gern. Wir sind es nicht, was immer wir sind, doch man kann uns nicht ausradieren, wir sind immer noch da! Dieser Bleistift voll die Härte! Sie sind angespitzt auf uns, ja, der Zahnarzt auch, auch der Nervenchirurg aus dem Nachbarland, die importieren ja unsre Exporteure schon!, die Nachbarn kommen auch ohne Einladung, wenns sein muß. Denn wir, wir sind ihnen für nichts gut, sie distanzieren sich, sie distanzieren sich, sie distanzieren sich. Sie sind für uns wie Gott, nur kleiner, dennoch sieht man sie überall, abwesend und doch immerdar da. Immer neue kommen, die auch was wollen. Auch hinter uns kommen jedoch Neue. Wir verstehen Sie, daß Ihnen das zu viel wird. Wir sind geschmeichelt, daß bedeutende Männer mit Betrieben hinter sich, hinter ihren breiten Kreuzen, uns ausschaffen wollen. Eine ganz neue Geschäftsidee! So viel Mühe für uns! Vielleicht sind etliche von uns begabt, aber keiner ist auserwählt. Viele sind hier gekommen, alle auserwählt. Der Buchautor und führende Kopf der Bewegung, folgen auch Sie seinem Kopf, es lohnt sich, ticktack, die Uhr läuft, wir laufen auch, Sie werden uns danach nicht wiedersehen. Er wird das gründlich erledigen, wir flehen: Unrecht taten wir doch nicht! Doch sie erwarten Unrecht von uns, auch wenn wir ihnen gehuldigt hätten, wären sie nicht andren Sinns gewesen. Sie streiten sich noch, sie streiten alles ab, aber in einem sind sie sich einig, und wir sind stolz, betroffen zu sein, von dem Volk des Abendlandes getroffen zu werden, das auch nur überleben will, und das gut, natürlich ohne uns, wir treffen auf Betroffene, die auch nichts machen können. Ja, für uns wird es hier langsam Nacht. Sie treffen die Auswahl, wer Stürmer ist und wer freier Libero, der aber auch sterben muß. Wir sehen nur seine nackten Fersen, den Weg zum Grab können wir ihm zeigen, auch den Weg nach Afrika, obwohl wir den gar nicht kennen. Wir kennen ihn nur in umgekehrter Richtung. Nett, ihn auch mal anders kennenzulernen.

 

Afrika, du Kind, wirst auch noch erwachsen werden und deine Schätze hergeben müssen, zu denen wir nicht gehören werden. Je grauenvollere Dinge über uns gesagt werden, desto lieber werden sie ihnen glauben. Gott, bitte helfen Sie uns, unser Fuß hat Ihr Ufer betreten, doch wie geht es jetzt weiter? Erst muß ein Land gefunden werden, vom Landhotel am See aus findet man sicher eins, so viele stehen zur freien Entnahme, alle haben sie Gucki auf dem inneren Radar, auch auf dem Bildschirm, und suchen etliche Probeländer aus. Ja, dort kann man es vielleicht probieren. Sie zahlen dafür. Sie werden uns nichts schuldig bleiben. Sie malen uns nach Zahlen aus, die Zahl ist ihnen zu hoch, doch die Investition in unsre Ausfuhr wird sich lohnen. Wo sie Rinderherden auf ferne Almen treiben, wo sie Jachten an schönen Küsten befestigen, wo die Sonne das Land strahlend erwärmt, dort dürfen wir nicht bleiben, sagen sie. Wo die Sonne heftiger strahlt, so daß es uns den Atem versengt, dort sollen wir hin, egal, wer wir sind und was wir dürfen. Wir dürfen dann gar nichts mehr, das ist doch leicht zu verstehen. Um euch aufzurütteln aus der Ruh der Schlummernden, dazu gehört schon einiges. Jetzt seid ihr wach, fast zu spät! Nicht zu spät, einen unheiligen Bann gegen uns zu verhängen. Daß ihr euch aus diesem Schlummer flugs emporrafft, dazu gehören schon einige, dazu gehört schon einiges. Die meisten von euch schlafen weiter, schlafen fest, wie Tote. Das werden sie noch bereuen. Wir sind ja immer noch da! Warum nicht Afrika? Dort ist es doch schön! Wir waren schon dort, viele von uns. Asien auch nicht schlecht! Kein Vergleich! Mit nichts zu vergleichen der wunderbare Kontinent Europa. So viele Länder hat er zu bieten, doch keins ist für uns reserviert.

 

Menschenhaut umschlingt doch auch ihre Glieder, genau wie unsre, was für ein Zufall!, auf los gehts los, früher hat man nur sinnlos Lampenschirme draus gemacht, jetzt Bekleidung, exklusive Bekleidung, vielleicht auch Taschen, vielleicht können wir sogar Murmeltierfett ersetzen, wir könnten es aus Wiener Schnitzeln extrahieren. Das Murmeln schwillt zu Geschrei. Wir aber, wir aber, wie sollen wir fliehen ohne unsre gute Haut, die so viel aushält und schon so viel ausgehalten hat? Schlangen lecken uns liebevoll die Wangen. Andre von euch tragen wilde Wölfe unterm Arm, die sie erlegt haben. Auch dagegen gibt es ein Gesetz, das ihnen nichts gilt. Ja, auch Bären, und die gehen nie freiwillig, wenn sie einmal da sind!, und fremde Menschen: alles muß raus! Wir sind der ultimative Schlußverkauf. Hinter uns sollen keine mehr kommen. Wir sind das Allerletzte! Es fehlt nur noch, daß ihre Frauen die Brüste lieber wilden Tieren bieten würden als unsrer hungernden Brut. Eher entspringt dem Stein eine Quelle, als daß wir ihnen jetzt noch entkommen. Sie werden uns fassen, auch wenn sie uns nicht fassen können. Sowas wie wir? Kann es nicht geben. Was sehen wir? Das, was jeder sieht: einen trüben Samstag. Auf den geparkten Autos im Hof des Gasthofs sammelt sich Schnee. Finanzstarke Unterstützer sind im Anrollen. Flugzeuge stehen bereit für unsre Leute. Der Organisator hat einen zentralen Punkt erwählt, die Remigration, das Gegenteil eines Kommenden, auf das ohnedies niemand gespannt ist. Alles auf Anfang für uns, sie wissen genau, daß wir es sind, die zurückkehren sollen, doch keinesfalls zu ihnen. Dieser Redner ergreift jetzt das Wort und wirft es uns ins Gesicht, wir sollen uns wohl selbst rückabwickeln, unser Ariadnefaden ist aber längst durchschnitten, unser Anfang ist weg, unser Ziel wird uns klargemacht: Wir sind im Niemandsland, als Niemande. Wir sind nicht assimilierte Staatsbürger, wir sind Kellerasseln. Und sie? Rasseln mit ihren Waffen. Wir sind das größte Problem, das sie haben, wir sollen zur Hölle gehen, wir sollen nicht unbehelligt hier leben dürfen. Für uns kein Grund, hier zu bleiben, kein Grund, hier zu wohnen, und daher auch keine Grundrechte für uns. Allerdings auch keine Grundbesitzabgaben. Kein Grund, kein Grundgesetz, keine Bürger – kein Bürgerrecht und keine Gleichheit, für niemanden, für uns schon gar nicht, wir verlieren die Rechte zuallererst, die Rechte will es so. Sie säumen nicht, da strenge Not sie zwingt oder was sie halt antreibt, uns auszutreiben.

 

Irgendwelche Einsprüche? Nachfragen, somebody? Viele unterstützende Nachfragen, was sie mit uns machen könnten, denn Zweifel gelten nur der Umsetzbarkeit, wohin man uns aus dieser Erde ausreißen und umsetzen könnte dorthin, wo wir verbrennen werden, wo man die Erde kaum lockern kann, wo es gar keine Erde gibt: Sie werden uns schon umsetzen, wenn wir bloß miteinander sprechen. Was können wir einander schon zu sagen haben? So sprechen sie. Was werden wir schon zu planen haben? Wir sollen besser keine Pläne mehr machen, sie machen sie schon für uns, wir können ganz unbesorgt sein. Die Sorgen machen schon sie sich. Sie sind die Ersten, die es mit uns ernst meinen. Immerhin. Andre sollen ihnen folgen. Was sollen wir mit ihnen anfangen?, fragen sie, am besten, es hätte gar nicht erst angefangen mit den Wanderungen. Einen Paß? Ein Paß ist ein Stück Papier, das brennt, das kann man wegschmeißen, man kann so viel mit Papier machen, Papier ist geduldig. Es ist ihm egal, worauf wir stehen. Dem Papier ists egal, was auf ihm draufsteht. Im Laub der Büsche liegen sie und beobachten uns. Das wird ein Fest! Sie feiern das Ding der Unmöglichkeit, das aber doch möglich gemacht werden soll. Die dazugehörigen Gesetze werden uns auf den Leib geschrieben werden, das Papier gilt ja nicht mehr, nur ein Federstrich, und es gilt nicht mehr. Das ist ein Jahrzehnteprojekt, aber es ist zu schaffen. Die Ausschaffung ist zu schaffen. Sie verlassen ihre Büsche und fangen gleich damit an.

 

Fast hätte uns die See vernichtet, fast hätten uns die Berge vernichtet, irgendwo sind wir angekommen und doch wieder nicht, das Recht beugt sich, und wenn es sich nicht beugt, dann zerbrechen sie es in ihren Händen, es soll doch der Politik folgen, das Recht, es soll ihr gehorsam sein, es soll dienen, wirds bald!, dank dem Herrn Gott, dank dem Herrn Präsidenten und dem Herrn Kanzler. Das Recht soll endlich gehorchen lernen. Die Politik wird es schon rechtzeitig informieren, wem. Sie wurden eingesetzt, sie haben sich eingesetzt, doch was wird danach gelten? Wird etwas gelten? Wer wird noch etwas gelten? Wird sich das Erdengeschlecht bewähren? Werden etwa wir seine Bewährungsprobe sein? Es treten auf Menschen mit Einfluß, die jetzt gemeinsam in unsre Richtung fließen, sich zusammenfinden, Bäche, die zum Strom werden und uns wegspülen wollen. Sterbliche Wesen mit vor Wut funkelndem Blick treten auf, was haben wir ihnen getan? Wir haben Verbrechen begangen, und wir werden immer Verbrechen begehen, sagen sie, die blinden Seher, in Banden und in Flugzeugen wollen sie uns sehen, wir hätten besser nie gezeugt werden sollen. Aber jetzt, da wir schon mal da sind, sollen wir wieder weg. Wären wir gleich weggeblieben, wärs billiger geworden, sie hätten Mengenrabatt bekommen für die Nicht-Angekommenen. Handel und Wandel. Damit kennen sie sich aus, Exportweltmeister und Exportvizeweltmeister und Dritter auch noch in einer Person. Wer wird dafür sorgen, daß wir wirklich erblickt werden, einen persönlichen Blick zugeworfen bekommen, wenigstens einen, wenn wir schon mal da sind? Und das alles ohne Abscheu? Nein, bitte mit Abscheu. Wir, die von des Baches Ufern, des Meeres Küste, den Waldbüschen der Heimat Verscheuchten, wehklagend im Gram verlorener Heimat, verwirrt von deren urmütterlichem Zorn, uns können sie hier sehen, unsre Herrchen machen jetzt Kaffeepause, keiner rühmt sich hier, irgend jemand zu entstammen, es würde ihm auch nichts nützen. Sie sind alle Alteingesessene, das genügt. Und wieso, bitte, wieso sind Sie hier auch noch zornig auf uns? Zorn wäre gar nicht mehr nötig. Unnötig, Kraft zu verschwenden. Zeit, sich wieder abzukühlen, die wäre nicht schlecht: Ein persönlicher Referent referiert etwas, einen Stab über uns zerbrechend. Wir haben ihm etwas getan, doch was? Das verstehen wir nicht. Wir erinnern uns nicht. Wir sind längst schmerzbefreundet, ja, aber was haben wir hier getan, daß Sie uns in Angst halten, Angst vor den Meinen, die ich verließ, daß ich zu ihnen wieder zurück muß, ohne alles. Vor Ihnen haben wir aber noch mehr Angst, ich auch, daß ich bleiben muß, daß ich nicht bleiben darf, so spricht ein Kollege. Er hat den Einheimischen ihre Besitztümer genommen, sagen sie in ihrem Heim, das wird er bereuen, das wird er am Kreuze bereuen. Aber dieses Kreuz ist schon besetzt, zwei können sie da nicht drannageln, dann fällt es um. Die faulen Römer haben natürlich kein Fundament gegossen. So, jetzt geben Sie mir gleich recht, jetzt werden Sie mir gleich recht geben: Wenn Sie überall Angst haben, werden Sie sagen, warum sind Sie dann überhaupt hergekommen? Um neue Angst zu haben, schon wieder? Nur jetzt in der Barbarensprache, die wir nicht kennen und nicht können, das ist ja immer so, wenn man woanders ist, nicht unter Freunden, unter Fremden, was geschieht jetzt, was geschieht nur jetzt, und morgen geschieht womöglich noch mehr? Wir rufen flehend in dieser Sprache, die wir nicht kennen und können, die Sie aber beherrschen wie sich selbst, bitte bemühen Sie sich ein wenig, zu erfahren, was Sie niemals hätten wissen können.

 

Es spricht der Bundesvorstand einer Partei von uns, ohne uns. Sie wollen wohl an die Macht kommen, was schwingt ihr, Bürger, diesen blöden Stab über uns?

 

Schauen Sie, Herr, ja, Sie!, uns hat irgendwer gezeugt und irgendeine geboren, wir verstehen, daß Sie das überprüfen müssen, aber Sie werden es nicht können. Sie haben ja keine Unterlagen! Wie wollen Sie uns da ein Lager versagen? Ein hartes Lager am Tag der Tat, am Tag unserer Flucht? Irgendwo müssen Sie uns doch auffangen, damit die wilden Wasser stürzen können aus der Dusche, die für uns heute, da defekt, nicht eigens geöffnet wird. Wo kämen wir da hin? Unsere Papiere gefälscht oder gleich weggeschmissen oder durchweicht. Wie sollen wir uns jetzt beweisen? Ein Ich gibt es für uns nicht. Man hat mir Videos geschickt, meiner Familie, als ich sie noch hatte, bitte, was sollen die beweisen? Inzwischen alle tot, ich bin der letzte, wenigstens muß ich kein Geld mehr schicken, mein alter Horizont nicht Gegenstand mehr, dem steht nichts entgegen, sie sind ja alle weg, nur ich nicht, ich bin jetzt da, und was machen Sie mit mir? Mühe machen Sie sich mit mir, denn ich soll wieder fort. Der Horizont wird zum Nichts, am Gebirge endet er, das Meer ist ein Loch, ein Schlund, eine Schlucht, es ist doch keiner mehr da, keiner hier, keiner dort, nur ich allein bin hier und nicht dort, aber hier, ich bin der letzte, ein hartes Los, ich klage es laut, ich habe das traurigste Los gezogen. Darauf muß ich bestehen. Schauen Sie, hier können Sie den Beweis sehen, auf diesem Video, da werden zwei unserer Verwandten getötet, danach waren jedoch noch einige übrig, aufgenommen mit dem Handy, solange noch Zeit war, jetzt sind sie es nicht mehr, es gibt sie nicht mehr, es gibt nur noch mich, aber dieses schwer zu enträtselnde Geschick, bitte, wieso machen Menschen das?, dafür sollen sie jetzt uns aufnehmen? Das soll ein gutes Geschäft für sie sein? Es erlaubt mir doch nicht einmal Aufenthalt hier, schauen Sie, ich zerfetze mir sofort meine geschenkten Jeans, meinen geschenkten Pullover, ich zerschneide auf der Stelle meinen mir geschenkten Rucksack, ich muß verrückt sein, die Sachen gehören doch mir!, ich will aber sofort neue, wir sind ja unersättlich, sagen sie. Den Kopf haben sie meinen beiden Cousins abgeschnitten, das wäre doch nicht nötig gewesen! Hier der Beweis, ohne Köpfe sind sie kaum zu erkennen, ich weiß, das würden Sie mir nicht antun, das würden Sie nie fertigbringen, aber sprechen meine Cousins nicht für mich, aus stummem Mund? Sie glauben nicht, daß das meine Cousins sind?, daß so Schweres ich erlebt, andre noch Schwereres, willst du uns nicht, ja, du, du Land und seine besten Vertreter, zufällig anwesend hier im Hotel, wirst du uns zufügen, was dir ein andrer nicht zufügen soll? Sie haben uns die Besten geschickt, das ist schmeichelhaft. Ist das nicht ein Friktionsvorsitzender, woran reibt er sich jetzt? Ja, er ist es, von seiner Friktion der Oberste, der Herr Oberst, gleich wird er für Geldspenden werben, doch nicht uns sollen sie gelten, sie sollen gegen uns verwendet werden, da für uns ja nichts spricht.

 

Der Mann will das Straßenbild ändern, er hat einen Plan, er hat einen Meisterplan dafür: ausländische Restaurants unter Druck setzen, Bier auch unter Druck setzen, Schweinsbraten wieder duldet keinen Druck, er will dafür ihre Hitze, oder ist Hitze Druck? Macht Hitze Druck? Kinder kleben sich an die Straßen. Vielleicht sollten wir das auch einmal probieren? Diese Heißsporne könnten ihre Braten erhitzen und ihre Getränke kühlen, mit Energie, mit hausgemachter Energie, mit grüner, und überhaupt soll ihr Land für uns möglichst unattraktiv gemacht werden, damit keiner mehr kommt und alle wieder gehen, um das Klima zu schonen, die armen Straßen aber nicht, die hat man wohl vergessen. Dann erst können die Einheimischen wieder kommen, jetzt sind sie erst mal weg. Wir dunkle, sonnenglutgewohnte Schar, wir kehrten dann sofort um, wenn wir sie sehen, bloß: wohin? Zu andren Erdumnachteten, Endumnachteten, überhaupt Umnachteten, alle. Alles umnachtet, wo wir nicht sind, aber hin sollen, hin auch wollen, gibt es diesen Herrn Präsidenten oder was er ist, gibt es den Herrn, den allaufnehmenden, wenn die Nacht anbricht denn überhaupt? Nein, es gibt ihn nicht. Alle können sie nicht nehmen, das ist wahr. Da könnte jemand eher das ganze All bei sich aufnehmen als alles, als uns, nichts und niemand nimmt uns auf, das ist unerhört! Und unerhört bleiben auch wir.

 

Sie haben diese Aussagen anders in Erinnerung? Teilen Sie Ihre Erinnerungen mit uns, wir lassen Ihnen gern Platz und einen Sendeplatz dafür, das ist schon mehr, als Sie uns geben wollten. Sie wollen Menschen nicht gesetzeswidrig ausweisen? Nein? Na, das werden wir noch sehen, wenn das Recht der Politik nachfolgt wie ein Hund, wie eine flüchtige Dogge, wie ein reißender Dobermann, Vorsicht, die Politik bringt jetzt ein Gesetz zu Fall, es ist jetzt Ihr Fall, der abgeschlossen gehört, mein Fall ist es nicht. Da kann man nichts machen. Sie jagen uns nach, drum folget ihnen, sie sind auf der richtigen Seite, die die einzige Seite ist, die es gibt, eine Münze ohne Widerspruch auf der andren Seite. Eine Aussage kommt auch, welche? Eine, die nicht ohne Widerspruch bleiben soll in Bezug auf Ungleichbehandlung der Staatsbürger des eingeborenen Staatsvolks? Welche denn? Auf ihrem Erfolgskurs werden sie nicht innehalten, um das Gesetz nachzulesen. Sie werden sogar Vorbild für das Gesetz werden, immer vorneweg, ihre Politik wird das schon schaffen.

 

Doch das Gesetz wird ihnen ganz egal sein, denn nicht legal sein wird unser Aufenthalt, das ist überhaupt ihr Lieblingswort, legal, legal, nicht legal der Aufenthalt, da können wir zeugen, da können unsre Frauen gebären, da können wir uns abrackern, das ist euch wurst. Trotzdem bleiben wir euch ja immer noch, als eure Aufgabe, aus den bisher dargelegten Gründen, ja, da liegen sie nun in ihren Hotelbetten auf ihren gottverlassnen Gründen, und keiner baut drauf, keiner darf hier noch bauen. Die Kosten sind in den Himmel geschossen worden. Und selbst die Richtung unseres Rückgangs, unsres Rückzugs zu bestimmen, den wir gar nicht verlangen, den ihr von uns fordert, egal, in welche Richtung, weg, bloß weg!, das ist uns nicht gestattet. Dies Zeugnis, dieses unterschriebene Zeugnis befiehlt uns eine Rückkehr, ins umnebelte Land, aus dem wir kamen, oder wenigstens daneben, wo waren denn Sie zuletzt? Dort müssen Sie Ihren Antrag stellen! Nur dort dürfen Sie Ihren Antrag stellen! Er wird Sie nirgendwohin führen. Das ist es, was ihr für uns wollt, immerhin wollt ihr was! Das ist schon mal viel, das ist schon mal ein Anfang für ihre blonden Hände. Auf die Toten können wir uns nicht berufen, man hat Vater, Mutter, alle Geschwister umgebracht, aber das ist gar nichts, wenn wir ein Aufenthaltsrecht ableiten wollen, nur wohin? Die wollen uns hier ja selber ableiten wie Flüsse, ins Nirgendwo, wo die nicht mehr über die Ufer treten, ein Meer, das sie widerrechtlich betreten, die Bäche ihrer Heimat, wo sie nirgends mehr hinein- oder hinaustreten können, wo sie niemanden treten und auch wir nichts betreten und nicht einmal austreten dürfen. Wir verschmutzen mit uns ihre heiligen Gewässer, die das aber schon alleine können. Dagegen kann die Umweltbewegung nichts machen. Ableiten, rausschmeißen, und dann weg mit ihnen, weg mit uns. Einfamilienhäuser in wackligen Flußbetten? Dürfen bleiben. Wir? Wir nicht. Skifahrer am Gletscher? Dürfen bleiben, der Gletscher aber nicht. Niedergestreckt wie ein Stier, der kampfesmutig seine Hörner hebt, jeder einzelne von uns versucht das auf seine Weise, und das wars dann auch schon. Alle tot, sowieso, warum also sollte ich, als letzter, noch leben? Das verstehen sie nicht. Ich verstehe es auch nicht. Denn wenn die Zeit das dreifach-einige, das dreieinige, wenn sie auch uns mit einschließt, nein, nicht Gott, nicht Dreifaltigkeit, die sind sich nie einig, ich rede von der dreifach-einigen Zeit, die noch nie etwas geeinigt hat, die uns als einzige vereinigt hat, als Gruppe, zusammengewürfelt aus Niemanden und Nichtsen, sicher aus Habenichtsen, was ist dann, was ist dann?, wenn aber die Zeit, so sagte ich eben, was ist dann, was ist dann?, ich kann es gar nicht sagen, denn was ich sage, ist nichts, wenn aber die Zeit das dreifach-einige Ganze von Gegenwart, Gewesenheit und Zukunft ist, was dann?, und dann schweigt er immer noch nicht, der Denker, er sagt noch viel mehr, wir aber müssen schweigen für immer. Ein Denker sagt sowas und dann was komplett andres, ich kenne ihn nicht, doch er denkt, der Denker, ach, könnte ich das doch auch, auf unser Denken jedoch legen sie keinen Wert, das bereichert sie nicht, sagen sie, das gibt es nicht, wir können das nicht, doch geht nicht gibts nicht. Wir werden euch Beine machen, und dann geht es. Keine Zukunft für Ungebildete, sagen sie, aber für Gebildete auch nichts, nichts für niemand, die Zeit muß die Zukunft also herstellen wie ein Kleid? Wie ein gebildeter Zahnarzt ihnen endlich die Krone aufsetzt. Und? Und, was jetzt?

 

Werden die Fürsten des Landes, werden die Herrn Landeshauptleute, die ihre Häupter noch haben, werden die Herren des Landes und die Landeshauptmannstellvertreter, werden die wohl, gelockt durch diese schnelle Botschaft, durch diese langsame Botschaft, durch keine besondre Botschaft, egal, werden die selbst sich nahn, um uns zu sehn? Sie werden es nicht. Den Herrn in diesem Land und den Stellvertretern der Herren in diesem Land und den Stellvertretern der Stellvertreter der Herren in diesem Land würden wir, wir dürfen ja nicht, aber wir würden, was würden wir, würden wir es tun, aber was?, etwas machen, wies Fremdlingen ziemt, verständig unsere blutschuldlose Flucht erzählen, bereitwillig jedem erzählen, er müßte ein Stellvertreter gar nicht sein, jeder von uns kann jeden andren vertreten, wir sind alle ein- und dasselbe, Ehrenwort, wir erzählen es allen, die es hören wollen, doch nicht einmal ein Stellvertreter eines Stellvertreters will es hören, niemand, aber wir würden es erzählen, wir würden über unsere Flucht ohne Schuld, die Sie ja immer als Flucht vor Schulden, ungemacht wie Ihre Betten, darstellen, erzählen, wir werden uns so bemühen!, aber verstehen werden Sie uns nicht, wie auch, wenn Sie es gar nicht hören wollen? Unser Reden wird ins Leere fallen, in Schwerelosigkeit, unser schweres Schicksal wird plötzlich schwerelos sein, weil es ins Nichts fallen wird, ein schweres Los ins Garnichts, wo es dann schweben wird, in Schwebe bleiben wird, das Haar gleich neben uns, es schwebt auch, im Wasser, in der Leere, ja. Aus unseren anspruchslosen Augen werden wir sanftmütig schauen und um eine Decke und etwas zu essen bitten, sehen Sie, werden Sie Stellvertreter von Stellvertretern, das haben wir vorhin gemeint, an andrer Stelle, Stellvertreter, einer für alle, die aber auch alle nicht hier stehen, die vertreten sich woanders die Füße, wie sie sagen. Sie sagen: Ihre Augen sind ja gar nicht anspruchslos, auch wenn Sie das behaupten, Sie stellen ja doch Ansprüche, ausgerechnet an uns, dauernd Ansprüche, die Sie unsren Sprüchen entgegensetzen! Heute verlangen Sie vielleicht noch nichts oder nicht viel, aber morgen wird es viel sein, das wissen wir schon im voraus, für neue Bürger ein ganz neues Bürgergeld, für Paschas ganz neue Hauspatschen, damit sie es sich gemütlich machen bei uns, das kennen wir schon, geben sie an, deswegen sind wir ja die Stellvertreter von Stellvertretern von Stellvertretern, einer wie alle, und alle wissen sie es, alle wissen alles, und jetzt wissen es auch wir, obwohl wir es schon vorher gewußt haben, schon früher. Wie? Was sagen Sie? Wir sprechen Ihre Sprache leider nicht, wo ist der Dolmetsch, der uns versprochen wurde, ja, für heute?, wo ist der Mann, der Ihnen sagt, daß wir weder zu schleppend, zu langsam, noch zu schnell reden sollen? Diesen Dialekt oder jenen? Wer sagt Ihnen das? Sie können von dort nicht sein, von wo Sie behaupten zu stammen. Das sagen Sie! Es ist sowieso egal, denn Wesen wie wir sind Ihnen gar sehr verhaßt, das sehen wir. Aber bitte. Sie wenden sich ab? Wir wollen doch nur dorthin, wo es etwas wärmer ist als an dieser winterharten Grenze ohne alles, eine unaussprechliche Wärme, verglichen mit unausweichlicher Kälte hier, eine Wärme, wo wir noch schneller verwesen, unsere Wesen davonhuschen wie Mäuse, Schatten, ungesehen, unbeweint, im Angesicht feindlicher Heerhaufen, feindlicher Firmeninhaber, in ihren neuen Burgerkreationen finden alle ihr Glück, ob hundertprozentiges Rindfleisch-Bratling, Hähnchen oder total vegan, in ihren feindseligen Bürgerwehren, dort liegt auch viel Glück, in fleischlosen Alternativen zu unserm Fleisch, in Low Carb, ja, dort auch. Jugendliche mit Zündhölzern und Benzin? Das auch noch! Eine gefährliche Mischung! Der Mistkübel dort, der Arme, auf den haben sies abgesehen. Denn sie fühlen sich auf Erfolgskurs, wir haben den Ervolkskurs belegt, um zu Ihnen und Ihrem Volk zu gehören, doch unsre Sitze müssen leer bleiben, und wir lernen nichts draus. Der Kurs wurde uns nicht bewilligt, der Unterricht würde sowieso nicht stattfinden, er ist schon fünfmal in dieser Woche ausgefallen, der Spracherwerb findet nicht statt und der Aufenthaltstitel wird nicht verliehen. Wir sollen abgestreift werden wie der Tiere Fell, wenn man sie essen möchte. Besser noch davor. Low Carb kein Problem, bestell deinen Bürger doch einfach brotlos, wie wir schon lange sind! Her mit dem Belag! Weg mit dem Balg!

 

Wir haben nachgegeben, und jetzt sind wir bald weg, bald aus den Augen der Öffentlichkeit geschafft, man hat uns gesagt, und nach einiger Frist haben wirs auch getan: Nachgeben müßt ihr, hat man uns gesagt, sagt man uns auch jetzt, nachgeben müßt ihr, flüchtig, fremd, bedürftig hier, so, wie ihr seid, was wollt ihr denn noch?, nachgeben müßt ihr, seht ihr, das habt ihr kapiert, habt schon nachgegeben, flüchtig, fremd, bedürftig, so jemand dürfte hier nicht sprechen, so jemand dürfte hier nicht sein. Alles auf Anfang. Zurück! Sagen sie. Denn kecke Rede ziemt den Unglückseligen nie. Wo werden wir denn! Wo werden wir denn hingehn? Woher wir gekommen? Aber woher denn! Wir werden verständig sein, und Sie werden jemanden verständigen, daß wir endlich verständig sein und endlich fortziehen sollen von hier, möglichst freiwillig, im Fernsehen zeigen sie es schon, wie wir packen, im Radio sagen sie es schon, in der Zeitung wird es bald stehn, in ihrem Einkaufsnetz schon früher, da steht es doch!, das Haus, das sie uns zugewiesen, bevor sie uns wegwiesen, schon leer, doch auch ihr Haus steht, steht sogar besser da denn je, dort sollte jederzeit jeder Gläubiger ihres Gottes hinein dürfen, den wir mit unsrer Anwesenheit nur stören würden, das verstehen wir, wir stehen ja selbst in der Schuld unsres eigenen Gottes, der, wie Ihrer, ausschließlich die Schuldlosen liebt. Das glauben wir ja selbst nicht. Er ist so mächtig, wir dürfen hier seinen Namen nicht sagen. Auch über seinen Propheten besser schweigen. Und? Was bringt uns das jetzt, was bringt uns unser Schweigen? Da steht euer Gott also lichtbeschwingt herum, als wollte er gleich abfliegen, in Höchstgeschwindigkeit, bitte, sagen wir probeweise, vielleicht hilft uns der, obwohl gar nicht für uns zuständig, sondern dieser Stellvertreter eines Stellvertreters eines Stellvertreters eines Gottes, den sie da einfach so hergehängt haben, damit wir hingehalten werden, nein, dafür nicht, er hängt halt so da, der arme Kerl, hat auch nicht viel Glück im Leben gehabt, egal, zu diesem lichtbeschwingten Adler also bringt uns das jetzt, nein, das ist kein Adler, schauen Sie, was ist das für ein Vogel?, was?, eine Taube soll das sein? Die Taube eine Stellvertreterin einer Stellvertreterin einer Stellvertreterin, und zu der Taube also ruf ich betend, die ruf ich betend an, ich zum Handy und gleich anrufen, höchste Eisenbahn: Kein Anschluß unter dieser Nummer, aber irgendwen muß ich ja anrufen, hätte ich nur eine andre Nummer für irgendeinen andren, irgendwo müßte sie notiert sein, ohne Namen, so, und nachher ruf ich noch meinen Anwalt an, der soll was machen, dem Rechtsruck die Flügel runterreißen, ja, aber dann bestellen unsere Herren sich eine ganze Luftflotte, um uns zu remigrieren dorthin, woher wir gar nicht kamen. Dabei hat ja schon die Emigration nicht geklappt, nicht wirklich jedenfalls, irgendwas wollten wir noch sagen. Am besten, ich rufe jetzt betend die Taube dort auf dem Dach an, der Spatz in meiner Hand ist schon weg. So. Ein Verbot der Partei steht jetzt im Raum, dreht sich um, keiner da, dreht sich noch einmal um und geht wieder. Das Verbot ist vom Tisch, von dem wir abfallen wie Speisereste, Brösel, Käserinden.

 

Hier herrscht Niederlassungsfreiheit, doch nicht für uns. Sie sagen, sie wollen Menschen nicht gesetzeswidrig ausweisen. Na, dann machen sie halt Gesetze, daß sie das dürfen und unsre Ausweise nicht gelten. Das Gesetz soll brav folgen oder es wird durchgepeitscht. Jeder glaubt an das Gesetz, weil es jetzt so laut schreit. Von ihren Bäumen rinnt schon Blut herab, auf das Feld dürfen wir gar nicht erst, sie fangen uns im Vorfeld ab. Bald werden sie abstreifen der Tiere Fell, mit dem sie sich tarnen, und es wird kein Lamm zum Vorschein kommen, im Lauf werden sie emporgehoben, damit sie schneller bei uns sind. Heerhaufen, die uns in Maschinen treiben, damit wir abgeschafft werden, abgesendet an keinen. In ihren Haaren tragen sie ein Feuer, hier brennt eine Tonne, dort ein Haus, es ist ausgesteckt, nein, angesteckt! Es ist angerichtet, was wir angerichtet haben, schrecklich anzuschauen, was mit uns geschah, doch es schaut immer noch keiner hin.

 

Da sagt einer, er habe etwas anders in Erinnerung, wir haben auch wieder andre Erinnerungen, ihre Erinnerung dient zum Beweis ihrer Unschuld. Sie werden nur als Privatpersonen hier im Gasthof anwesend gewesen sein, Journalisten mit Hör- und Sehrohren in schwimmenden Saunen, hat man sowas schon gesehn? Na, hier können Sie es sehn! Und die Reden werden geschwungen wie Lassos, um Menschen einzufangen und um uns dann in Abwesenheit zu verurteilen, uns zu konzentrieren und in Gruppen dann marsch in den Reisebus, den Fixbus, und dann ab zum Flughafen und gleich flugs wieder rauf in die Luft. Sie haben das alles anders in Erinnerung, es wurde so nie gesagt, sagen sie, es wurde so noch nicht getan, sagen sie, aber wartet nur, bald! Neben uns flammen sie hoch auf und ergreifen ihr Wort, nach dem sie sich strecken, das sie gerade noch erwischen, und das Wort ist jetzt ganz bei ihnen. Wir sind bei ihnen, aber nicht mehr lang. Und sie sind auch nur als Privatpersonen vorhanden. Was sie sagen, haben sie nie gesagt, so sagt man, wenn etwas privat ist und bleiben soll. Dann ist man es nicht gewesen, dann steht man dem Konzept für unsere Ausreise so oder so gegenüber, aber man sagt es nicht, sagen sie. Es wurde nie gesagt, das hat man anders in Erinnerung. Wer kann schon in Erinnerungen herumwühlen, die sind privat. Was der Völkerverständigung dient, dient auch der Volksverständigung und dem gesunden Volksverständnis, ja, dieses Volk versteht sich mit sich selbst, das ist ein großer Vorteil, es muß gar nichts sagen, schon wird es verstanden. Jeder versteht das, sogar wir, die ihre Sprache nicht sprechen. Es ist verständlich, daß wir heimkehren müssen, woher wir kamen, zu den Quellen zurückkehren, die unser Gott uns gesandt, sagen sie, bloß gefunden haben wir sie noch nicht. Ihr Blut, das wir mit Messern und Gabeln vergossen, sollen wir auch noch abwaschen, wenn wir schon dabei sind, der Schlangen Zungen sollen uns lecken, die Tropfen von unseren Wangen lecken, nehmt diesen Gott, wir haben schon einen, nehmt diesen neuen Gott, wer immer ihn nimmt, er ist etwas klein ausgefallen, aber er funktioniert, obwohl ziemlich ausgefallen, noch irgendwie, unsren Segen hat er nicht, niemals, aber wer sind wir schon! Nimm diese Stadt, Herr künftiger Kanzler der Hinkünftigen, Herr neuer Besen, der gut kehrt, uns Heimkehrende wieder wegkehrt, viele warten schon auf ihn, er sollte ihnen die Stadt öffnen, ihre Vergnügungsstätten und Outlets, aus denen sie niemand aussperren würde. Die Öffnungszeiten sind angeschlagen. Schauen Sie mal herein! Uns aber, uns wird entfernen man wie Blutflecke, die dennoch immer wieder auftauchen, so oft man sie abwäscht, so lang schon droht er damit, der Kanzler in guter Hoffnung, in Erwartung, der Kanzler in spe, ja, dieser Mann ist klein, aber oho!, er wird einmal sehr groß sein, auch er wird einmal groß werden, er wird Geschichte schreiben, er wird schreiben, und dann wird er Geschichte schreiben auf unseren Rücken, denn nur unsre Rücken sind es, die sie sehen wollen, sonst nichts von uns.

 

Wie Wind erheben sie sich. Herrschen über Fremdlinge – es gibt nichts Besseres, sagen sie, nichts Besseres als Fortbewegungsmittel, und wir sind ihr Fortbewegungsmittelpunkt. Wir verstecken uns, wo man uns duldet, wir sollen nicht bleiben, sonst wäre es ja kein Versteck. Das Fernsehn einmal nicht dabei, es ist eine private Veranstaltung, das betonen sie wieder und wieder in ihrem Versteck, bis sie es selbst nicht mehr glauben können. Das Fernsehn holt alles ans Licht, das es sich selbst mitbringt. Diesmal nicht erwünscht, kein allzu helles Licht soll geworfen werden auf sie, nein, auf uns auch nicht, und dann wieder verworfen, wir fürchten uns, frei zu reden, doch es macht keinen Unterschied, uns droht das einheimische Staatsvolk, doch es macht keinen Unterschied, es präsentiert sich ihre demokratische Kraft und bündelt alle andren Kräfte auch noch mit: Sie sind mehr, sie sind in allem groß und vor allem mehr. Es liegt in der Natur der Sache, daß sie mehr sind als wir. Der Staat soll nicht unser Angehöriger sein, das ist nicht erwünscht, er soll nicht trauernd an unsren Betten sitzen, und auch wir sollen diesem Staat nicht angehören, und wenn doch, soll man uns wenigstens gehörig Angst machen, so, schauen Sie einmal richtig hin: Es flammt, dem Feuer gleich, ihre Wut, dem eigenen Volk zum Hohn. Sie zaudern nicht. Was sie tun wollen, werden sie nicht einfach bleiben lassen, uns zu allerletzt. Sie sind nicht entgegenkommend. Selbst wenn einem von ihnen auf der Autobahn einer entgegenkäme, ein Geisterfahrer, soll der Bürger nicht ausweichen, wer weiß, was nach ihm kommt. Und auch uns darf er nicht ausweichen, vor uns soll er nicht zurückweichen, der Bürger, uns soll er zurückschieben oder sich endlich stellen uns, wir sollen uns ihm nicht zugesellen, denn sie sind Gesellen nur des Meisters, nur ein Meister soll ihnen was sagen dürfen, ein Meister aus Deutschland. Zurückweichen vor dem Geisterfahrer ist hier schwierig. Nur ausweichen geht manchmal noch. Nein. Doch. Es geht nicht. Vor uns, dem Barbarenschwarm aus der Fremde, weichen sie alle zurück und nehmen uns mit mit den brandenden, brennenden Wogen, hinaus ins Offene, und nicht als Freunde. Einfacher wärs gewesen, uns zu helfen, noch einfacher ists, uns nicht zu helfen, aber bitte. Sie weichen zurück, und Willkür, bitte übernehmen Sie! Wir haben keine Verhüllung, die ihrem Brauch gemäß oder genehm ist, wir sind halt einfach verhüllt, irgendwie, wie alle verhüllt sind mehr oder weniger, ihre Absichten, die sie uns nicht verhehlen, dürfen sie dabei nicht vergessen, aber wir wissen, auch wenn wir aussähen wie sie: Sie würden uns erkennen, sie würden uns unter Tausenden herauskennen, sie würden uns überall herausfischen, aus jeder Menge, vor jeder Haltestelle, auf jeder Vergnügungsoase, in jedem Späti, wo es für uns dann schon zu spät sein wird.

Quelle: correktiv.org

Diese Runde ist bestens aufgestellt und aufgelegt, und sie ist sich einig mit sich selbst. Wir sollen Musterbürger in einem Musterstaat werden, welcher nicht hier, sich nicht hier befände. Nordafrika ist angedacht, die warten dort schon auf keinen als uns! Dort gibt es alle Möglichkeiten für uns, für Spiel und Sport, für Ausbildungen nach Wunsch, und alle, die sich für uns einsetzen, dürfen auch gleich mitfahren mit uns dorthin. So wird alles gut werden, sagen die Eingeweihten, die dabei waren, zu den Eingeborenen, die dort schon sind. So wird es gut. Wer nicht will, kann gleich mit uns mitgehen, sagen sie, noch bevor er sagen kann, was er nicht will, es ist egal. Was er will, ist egal. Die perfekte Mischung aus Gesund und Lecker: unsere Bowls. Da kann man viel hineintun. Nur dort darf sich etwas vermischen. Die sollen sich nichts antun! Eine schöne Insel für uns vielleicht, für Sport und Spiel, Lernen und Müßiggang, Arbeit und Freizeit, ein Paradies ganz gewiß, das dort auf uns wartet, in Afrika, wir können es kaum erwarten, dorthin zu gelangen. Die Flieger scharren schon mit den Hufen, uns als Fracht zu übernehmen, wir gäben alles darum, wären wir nur schon da und dann dort. Formalitäten wären auf einmal nicht mehr lästig. Endlich einen Beruf erlernen in Afrika, wo so viele Berufe gar nicht benützt werden, die ergreifen dann wir, gibt es was Schöneres?, denn bis dorthin ist diese Idee noch nicht vorgedrungen, daß arbeiten kann, wer arbeiten darf. Ein Paradies dort, es ist wahr, Bergeshöhn und Täler, wie hier, nur besser. Krater und Seen wie hier, nur schöner. Gletscher: keine. Oder? Freundliche, friedliche Menschen, wie hier, aber besser. Warum sind wir noch hier, wenn uns woanders solche Möglichkeiten geboten werden? Wir wissen es selbst nicht. Auf einem Gebiet dieser Ordnung würde ein Musterstaat für mindestens zwei Millionen Menschen entstehen, mindestens! Endlich wären wir ein Teil einer echten Gemeinschaft, alle wie wir. Am Nilgestade fremde Namen, unsere dort nicht fremd. Da gehen wir doch gern. Hier kann ein jeder kommen und uns betrachten wie Fremde. Dort wären alle fremd und könnten einander anschauen ohne Eifer und Furcht. Das ist das Paradies, und das ist nie dort, wo man schon ist. Das kommt erst noch. Und wenn es nicht kommt, kommen wir zu ihm.

 

Keine Berufung mehr möglich, nicht einmal auf die Toten. Ein harmonisches Miteinander wird verlangt, nein, von den Toten nicht, die sind ja weg, von uns, denn wir sollen noch zum gemeinsamen Wohlstand beitragen. Wie geht das, wie geht das? Welchen Wohlstand? Wir haben von ihm zwar schon gehört, wir haben ihn sogar gesehen, wir haben ihn erkannt, wo wir ihn sahen, wir sind ja nicht blöd, wir schauen uns um, aber wie geht das, wo bekommt man ihn, wo ist die Kasse? Wenn er allen gemeinsam ist, müßten doch auch wir etwas davon haben? Zumindest bekommen können! Nachdem das ungeheure Ich der Bürger uns alles genommen, weggefressen hat, müßten wir doch irgend etwas wieder bekommen können, zum Ersatz, oder? Irgendwas müßten wir doch kriegen!, ein kleines Trinkgeld für Zeitungs-Zustellung? Für Dienste, die wir armen Paketen erweisen? Statt dessen nennt ihr uns fluchempörte Brut, Brut, Brut! Wie Tiere! Ausländerbrut! So nennt ihr uns und wendet sühnende Mittel des Landes an, wo gar keine Sünde geschehn und das Land schon gar keine Mittel mehr hat, sie benötigen die Mittel woanders, wir haben zu viel davon schon verbraucht. Wir haben auch schon zu viel gutes Klima verbraucht, haben es dem schlechten hinterhergeworfen, alles schon verbraucht vor Ablauf des Jahres, wir haben zu wenig Geld in den Kreislauf gebracht, das Herz der Wirtschaft wird schwächer durch uns, wir kosten mehr als wir nützen, wir sind kein Nutzen im Vergleich zu den Kosten, die wir machen, wir säubern ihre Parks, damit sie ihre Wohnungen kriegen oder zumindest eine Aussicht auf eine oder von einer. Die Wirtschaft braucht das Klima nicht, sie braucht überhaupt kein Klima, sie macht es sich selbst. Dafür können wir uns aber nichts kaufen. Wir werden bei Null wieder beginnen müssen, jawohl, was auch immer, viele werden auch gar nichts werden, na und, auch hier gibt es Habenichtse und Nichtsnutze, es gibt sogar rassisch Minderwertige, hat es immer gegeben, sie wurden mit sinnvollen Programmen umgesiedelt, wohin? Dorthin, wo sich ihre Spur verlor. Sand dafür praktisch. Es ist, als wären sie in Rauch aufgegangen, und gut wars, das sagen sie. Eine einheitliche völkische Gemeinschaft! Das wärs! Das hatten wir noch nie. Und wenn wir es hatten, dann werden wir es wieder bekommen. Wie können wir die erreichen bitte? Da sie uns nicht erreichen, müssen wir eben sie erreichen. So viele wurden erfolgreich entfernt, nach denen danach nie wieder Verlangen bestand. Sie waren weg und aus. Und Einheit täte doch auch uns so gut! Eine Einheitskur für uns alle. Oder eine Einheitskultur? Nein! Das wollen sie nicht. So. Jetzt wird es ihnen gesagt, und vermögende Mittelständler, bürgerliche Kreise, andre Kreise, auch Habenichtse, die sich etwas erwarten für das Geld, das sie nicht haben, die hören ihnen zu, die gehören jetzt zu ihnen. Da gehören auch sie jetzt endlich dazu. Lang hats gedauert, aber jetzt doch, endlich! Sie sind streng, aber gerecht. Seht nur, wie wir Fremde hier leben, wir leben so gut!, sagen sie. Nicht nur, daß wir hier leben, wir wählen auch, wir wählen nur solche, die uns freundlich gesinnt. Die können gleich mit uns gehen, mit uns nach Afrika mitfahren. Sie kriegen alles, freie Überfahrt, wenn einer oder der andre fehlt, merken sie es gar nicht, was solls. Dankbar feiern wir unser Gedächtnis, in dessen Dienst wir stehen, denn wir sahen bis jetzt immer nur die Toten und sind abgelenkt wie Autofahrer durch Anrufe aus der temperamentvoll funkensprühenden Zelle. Kein Wunder, daß Geister unter uns sind. Sie kriegen nicht die Staatsbürgerschaft, und wenn sie sie haben, wird sie ihnen genommen, jederzeit, da gibts ein Land, auf dem steht schon ihr Name drauf, das wartet schon auf neue Bürger, unglaublich!, ihre Koffer haben bereits Anhänger! In Afrika kann jeder sein, wer oder was er will, dort arbeiten sie nichts, und wenn auch wir nichts arbeiten, was wir gewohnt sind, können wir dort noch viel weniger als nichts arbeiten. Dieser Kontinent ist wie gemacht für uns. Dort können wir uns eine Existenz aufbauen, im Niemandeland, dort stören wir keinen, außer vielleicht Afrikaner, die aber nicht zählen und nicht einmal zählen könnten, wenn sie wollten. Dort sortieren sie nur unser Weggeworfenes. Was wir wegwerfen, das können Afrikaner noch verwerten. Die dürfen ihre Häupter schmücken, soviel sie wollen, die können ihre Kinder sterben lassen, soviel sie wollen, sie haben ja genug, sie haben genug Kinder, eher schon zu viele. Wir wollten ein besseres Leben, damit niemand seine Zeit mit uns vergeudet, sondern sie nutzen und uns ausnutzen kann. In Wahrheit nützen wir sie aus, sagen sie. In Afrika werden wir alles dürfen, ach, wären wir schon dort! Hier wollen patriotische Kräfte die Verantwortung übernehmen, doch nicht für uns, wir müssen uns vor uns selbst verantworten. Das können wir. Doch wenn ihre Strategie aufgeht, wenn wir abgehen, wenn ihre Sonne endlich aufgeht, auf die sie schon so lang warten, dann, ja dann wird sich das Meinungsklima gründlich ändern. Es wird einer Generalsanierung unterzogen. Nichts wird an seinem Platz bleiben. Eine metapolitische, vorpolitische, alte, echsenalte Macht wird sich dann wieder erheben, sie hat nur geschlafen, jetzt steht sie auf, sie steht gegen uns auf, wo wir auch sind; alte Weise sind sie wohl, die da ihre alten Weisen singen, die alle hier kennen, denn alle sind eingeweiht in alles, sie müssen sich nicht mehr verkleiden. In jedem Gewand erkennt man sie hier, wo ihr Geld schäumend und kochend wie flüssiges Erz in ihre Projekte fließt, in Influencer-Projekte, in Propaganda-Projekte, in Aktionsbewegungs-Projekte, denn wo sich was bewegt, dort ist Leben, dort setzen sie sich hin und beraten, wie das alles dann in eine dauerhafte Bewegung umgewandelt werden kann, ja, so gelangen sie unbemerkt in dieses Land. Sie sind angekommen. Und jetzt, da sie auf ihren Pfaden wandeln, die andre für sie ausgetreten haben, jetzt werden sie führen. Wir wissen noch nicht, wie, wir wissen, wohin, aber nicht, wie, doch führen werden sie. Sie werden Weltmeister der Ausfuhren sein, und sie werden Weltmeister des Bestehenden sein, das nur aus ihnen besteht, das ist die bestechende Idee dahinter, das ist eine Seite, eine andre gibt es nicht mehr, die eine Seite ist der Aufbau einer Gegenöffentlichkeit, wo bitte gehts hier zur Front?, und es ist ja klar, daß wir in die Öffentlichkeit nicht gehören, sondern eben, genau!, Sie sagen es: nach Afrika, wo speziell das Klima auch besser ist. Da müssen Sie keine Wahlen anzweifeln, die sind dort schon gewählt, bevor sie gewählt werden können. Sie laufen in ihre Gefilde, und wo sie uns sehen, da müssen wir weg. In raschem Laufe treibt uns ihre Meute, hurtig wie im Flug des Windes rasen sie durch ihr Land, ihr eingebildetes Gefilde am Bach, es ist, wie wir schon sagten, genauso ist es, sie freuen sich, daß von Menschen so leer ist das Land, der Erdteil, die Stadt, weil nur wir dann noch da sind und uns beschatten lassen von blattreichen Zweigen des Haines, Hauptsache, es wirft keinen Schatten auf ihre Sache, die sie als Exportschlager neu präsentieren können; kein elektrisches Auto, keine neuen freundlichen Energien, keine Schonung der Umwelt. Indem sie uns ausschaffen, wird das liebe Klima, wird die schöne Umwelt bereits geschont, mehr als geschont, damit sie so bleibt, wie sie ist. Sie brauchen gar nichts mehr zu tun. Diese Schonung ist kostengünstig für sie, aber kosten tut es schon noch was. Sie haben kein Problem mehr, sich schonen zu lassen. Doch für andre reicht es nicht mehr. Was sagen sie? Was ist schönerer Lohn als über des Feindes Scheitel siegend die Hand zu erheben? Ja, sie lieben ewig das Schöne, sagen sie. Ist doch toll! Schön für sie! Das machen sie jetzt! Wir würden sie nur dabei stören. So sehr wir uns mühen, bitte haben Sie Geduld, einer wird uns sagen, von welchen Menschen verschieden wir sind und, nimmer erwartet, wer sich hier zeigt und was sich alles an uns zeigt, unsre besten Seiten, so daß wir Ihnen fremd sind, weil sie nicht lesen können, fremd bleiben auch sie uns also, daß uns und nicht unser Feinde Haupt die Blutschuld trifft, sondern Segen, und so weiter und so fort!, aber das wollen Sie alles gar nicht wissen, und doch begreift mit der Zeit man einst dies auch, was auch immer. Man kapiert es halt irgendwann. Oder auch nicht.

 

Entschuldigen Sie bitte, wir wissen natürlich, daß dem Volk und seinen weitschweifig öffentlich-rechtlichen redlichen Medien und deren fröhlichen Mienen solche Rede nicht beliebt ist. Da sagt einer was, hat da einer was gesagt? Danke vielmals. Die wird bald auch nicht mehr erklingen, diese Rede. Die Rede ist abgeschafft. Andre Möglichkeit: Jede Rede wird privatisiert. Jeder spricht für sich allein, aber alle sprechen ein- und dasselbe. Was sie sagen, das gilt für alle, sagen sie, für alle, für alle, nur nicht für uns. Ein Redner folgt dem anderen, noch nicht öffentlich, aber bald, wir arbeiten daran. Sie haben ihre Absichten in eine Formel gegossen, doch wenn man sie fragt, kriegen sie kein Wort mehr heraus, das Wechselgeld wird einbehalten, jetzt spenden!, und schon kriegen Sie Ihre Absichten aus dieser Formel nicht mehr heraus. Sie ziehen und ziehen an ihren Absichten, die werden immer größer, immer heftiger, sie türmen sich auf, doch keiner sieht was, denn die Sicht ist durch die Türme zu eingeschränkt, die Absichten sind zuerst dünn, dann durchsichtig, und dieser Geisterfahrer kommt zu jäh aus dem Nebel, und aus ists. Sie tun uns ehrlich leid! Die Zeitverhältnisse, die Stellvertreter, die Stellvertreter ihrer Verhältnisse schränken sie doch auch sehr ein, finden Sie nicht?, und zwar neben den schrecklichen Einschränkungen der Straßenverkehrsordnung, welche ungerecht zu den Starken ist und zu gerecht zu den Schwachen. Man darf nichts gegen die herrschende Richtung unternehmen. Das sehen wir. Das wissen wir. Das sagen sie. Das Geisterfahren haben wir als erstes gelernt. Zwischendurch wird Mittagessen aufgetragen, mit frischen Kräften werden wir dann abgetragen. Es ist erst nur ein Gedankenexperiment, doch die Tat folgt dieser Festtafel auf dem Fuß, der zu rascherem Lauf die Meute antreibt. Spielend durchspringen sie, wie Hirschkälber, unsre Reihen und treiben uns dann vor sich her. Sie haben auch Vertreter, höre ich, keine Kälber, gestandene Männer, und sie vertreten sich selbst, wozu noch Vertreter, da jeder doch sich selbst vertreten kann? Egal. Sie vertreten alle, die sich keine eigene Meinung, nämlich ihre, bilden können. Die treten sie weg von den Futterschüsseln, aus denen sie gedankenlos schlabbern, Gedanken brauchen sie nicht. Essen können wir dann in Afrika, wo es mehr als genug für alle gibt. Können Sie sich noch an die Sache mit der Ausbürgerungsidee erinnern? Nein, Sie können sich an diese Sache und an alle andren Sachen auch nicht erinnern. Das ist nie gewesen. Wir werden dereinst ja auch nie hier gewesen sein.

 

Wir liegen auf ihrem kalten Boden, Afrika entschieden wärmer, sagen sie, fein!, ein gewisser Vorteil, denn sie schonen auf die Art ihre Umwelt, die wir verschonen sollen, die von uns verschont bleiben soll, es werden dann ja weniger Menschen hier leben, und keiner muß mehr Kohle fördern, die ungesund fürs Atmen ist. Was auch immer sie fördern, wir sind es nicht, wir werden hinausbefördert. Überforderung so schlecht wie Förderung. Wir werden fort sein, jahrelang werden wir ausgetrieben, ohne daß diese Triebe Früchte tragen, nicht einmal Zweige gönnt man uns, wir schwinden, wir schwinden, werden aber mehr, komisch, wir schwinden, obwohl unsre Zahl anschwillt, inzwischen aber wieder abnimmt, vielen Dank. Sie sagen, wir wollen immer bloß herkommen, immer kommen, nie gehen, und beim Gehen wollen sie uns nun helfen, genau, uns zu helfen, das ist ihr Ziel, erst mal an die Wurzel und diese behandeln, erst mal die Rechtmäßigkeit von Wahlen in Zweifel ziehn, in Amerika sind sie da schon weiter, ein paar Flugstunden weiter, doch sie ziehen hier bereits nach, während wir wieder wegziehen müssen. Denn wenn wir erst mal da sind, liegen wir ihnen auf der Tasche, verlautbaren sie, aber nicht laut genug, so können sie immer sagen, sie hätten es nicht gesagt. Sie sind unantastbar, und unangreifbar, und je mehr mitmachen, sagen sie, desto höher die Erfolgswahrscheinlichkeit, sagen sie. Als sie schließen, gibt es Applaus. Und wenn Sie nicht mit in diesen Jubel einstimmen, dann steht es halt nicht hier und wurde nie gesagt, den Applaus haben sie sich nur eingebildet. Bei uns haben Aussehen, Diskriminierung und Rassismus keinen Platz, sagen sie, in Afrika haben sie mehr Platz, ist doch gut. Hier aber, hier hat Herkunft keinen Platz, zumindest keinen, den sie wieder hergeben würde, die Herkunft gibt nichts her, was sie mal hat, der Rassismus hat keinen Platz bei uns gefunden, sagen sie, allerdings muß er hier stehen, hier auf diesem Papier ist es festgehalten, um auf die andren runterschauen zu können. Wir müssen gestehen, es geschieht uns recht, geschieht jedem recht, macht nichts, wenn man steht, gehn mehr Leute in den Waggon hinein, wo man steht, dort geht man nicht, höchstens zurück, alles auf Anfang, ach, und Frauen und Männer sind einander gleichgestellt, Entschuldigung, das habe ich vorhin vergessen, das sollte ich immer dazusagen, sagen sie, das kann man immer und überall einfügen, ihre Stimmen zählen gleich viel, wenn sie wählen, hier stehts, der Staat hält die Gleichbehandlung aller Bürger hoch, und dann läßt er sie fallen, weil ihm schon die Arme zittern. Es sind so viele. Und wer einmal Staatsbürger ist, kann es auch doppelt werden, denn doppelt hält besser. Wir halten sie nicht auf. Die können sich einen Staat aussuchen, den andren müssen sie hergeben. Nein, aussuchen können sie sich gar nichts. Sie müssen nehmen, was sie kriegen können, nein, sie müssen nehmen, was ihnen übrigbleibt. Gibt es einen Trost? Einen gibt es, aber nicht zwei: Wer Doppelstaatsbürger ist, gibt doppelt, ist aber nur einmal vorhanden. Das geht nicht. Das kann man so nicht stehenlassen.

 

Wer eine doppelte, wer noch eine zweite Stimme in Reserve hat, braucht unsre ja nicht. Oje, Entschuldigung, haben wir uns etwa alle Freiheiten genommen? Aber da sind doch noch welche, die sie vorhin entsorgt haben, die können wir gern haben, sagen sie, sie zählen ohnehin nicht. Jetzt spenden! Im Mistkübel müßte auch noch etwas Freiheit sein, die muß jemand weggeschmissen haben. Die dürfen wir haben, die ist sicher noch ganz gut, bloß gilt sie hier nichts, sie ist hier kein Zahlungsmittel. Wir sollen wissen, wir haben jede Freiheit, ihre Meinung nicht zu teilen, welche auf einem Musterschreiben notiert ist, für einen Musterstaat, freuen Sie sich drauf!, von einer Frau Mustermann handschriftlich erstellt, wer versteht schon ein Schreiben? Dieses ist eins, das keiner versteht, und so soll es ja sein, auch wenn alles genau angegeben ist, was privat ist und was Staat. Wer zwei Stimmen zu vergeben hat, hat schon jetzt keine mehr. Es ist noch nichts ausgearbeitet, daher sagt eben noch keiner, was kommt, doch es kommt, es kommt garantiert. Gut.

 

Die Freiheit achten, doch nicht beachten, die tarnt sich doch schon wieder als Meinungsfreiheit!, die traut sich was, kaum zu glauben. Unsere Freiheit endet dort, wo ihre beginnt, jawohl, aber ihre beginnt nicht, sie war immer schon da, wo jede andre Freiheit verendet ist. So. Sie endet, bevor sie beginnt, und ihre beginnt immer und endet nie. Sie sind die Anfangenden, denn einer muß ja den Anfang machen, und sie gehen immer voraus. In einem Hotel geht das recht gut. Fremde fallen hier nicht auf, und Einheimische fallen sowieso nirgends auf. Erst wenn man uns ausbürgert, dann werden wir ausfällig, doch wer hört es? Keiner. So. Nein. Nicht so! Bitte kommen Sie nicht, kommen Sie uns nicht so! Sie glauben, schon vor einem Durchbruch zu stehen. Mehrfach verurteilte Gewalttäter werden Wissenschaftler! Wissenschaftliche Mitarbeiter arbeiten auch mit! Das ist großartig. Wo sonst könnten sie das werden? Wo sonst könnten sie Ehemalige werden, wo sie doch Zukünftige sein wollen? Wir werden in Afrika sein und das nicht mehr miterleben. Hier tragen viele Hemd und Sakko, es ist ein feierlicher Moment, der gehörig gefeiert gehört, sagen sie. Die Sakkos nicht maßgeschneidert, die neuen Gesetze aber schon. Erst mal müssen wir dafür eine Rechtslage herstellen. Eine Grenze hat der Gesetzgeber definiert, aber die Grenze kann er immer verschieben, immer zu spät kommt die Macht der Götter heran, schon rollt sie ein, unter Verkehrslärm. Sie ist nicht hilfreich. Zuletzt jedoch scheint sicher: Sie züchtigt der Menschen Stolz. Wie gut, daß wir Stolz nicht kennen, sagen sie nicht. Er führt nur dazu, daß die Menschen in törichten Wahn verfallen, sie wären der Mittelpunkt des Universums, das sind sie nicht, das sind sie nicht, man kann sie jederzeit erschaffen, fortschaffen, abschaffen, sagen wir. Das Universum war immer da und bleibt da. Voll rasenden Übermuts verehren Menschen die Falschen, immer die Falschen, die sich ihnen nähern, sich dem Volk nähern als seine künftigen Herrscher. Götter brauchen wir nicht mehr, doch diese, nicht faul, listig lauern sie lange im Hinterhalt, unsre Götter, einmal dieser, dann auf einmal jeder, an ihren Fotos sollt ihr sie erkennen, und dann treten sie unversehens, weil die Menschen sich vor ihnen nicht rechtzeitig vorgesehen haben, weil die Menschen an etwas glaubten, das die Vorsehung nur für sie reserviert haben soll, ihre Habe, alles ihres, man soll es ihnen nicht streitig machen, das sagen wir, und dann treten sie halt auf, dann haschen sie, dann haschen die Göttlichen nach den Frevlern und erwischen sie schnell, denn wonach die Götter greifen, das kriegen sie auch irgendwann, wenn niemand herschaut und keiner hilft.

 

Moment! Der Volkskanzler ist schon unterwegs zum Volk, denn genau danach haben die Menschen gestrebt, danach hat ihr Geist gestrebt, über Gesetz, Sitte und Maß hinaus hat ihr unermüdlicher Geist gestrebt, daß sie, vereinigt in einem, herrschen sollen als Volk über die Fremden, daß sie herrschen sollen über das bei denen daheim Gebräuchliche, über ihre Gebräuche, die sie gewohnt sind, nicht fremd, denn nur das Gewohnte darf hier wohnen, das ewig Natürliche, so haben sie und die Natur es bestimmt, sagen sie. Ihr Gott endet dort, wo unsrer anfängt, das ist so ähnlich wie mit der Freiheit, da darf niemand eingreifen und auch der Staat nur, wenn er ein Bedürfnis hat, in die Freiräume einzugreifen, wo unsre Musik ertönt und in die Kopfhörer rinnt, wo unsre Bikinis und Badeshorts getragen werden, wo getragene Weisen auch ertönen, feierliche wie heitere, oje, der Staat hat auch seine Bedürfnisse, das hätten wir nicht von ihm gedacht. Der Staat öffnet den Eingriff und schlägt über uns sein Wasser ab, noch mehr Eingriffe, vielen Dank, das haben wir noch gebraucht!, noch mehr Wasser, um uns darin zu begraben. Der Staat respektiert das Zusammenleben, aber er bestimmt, mit wem, er sagt, wer zusammenleben darf und wer nicht, und dann respektiert er das, aber nur bis zu einer bestimmten Grenze, dann muß er es nicht mehr respektieren, er als einziger muß das nicht. Er muß gar nichts.

 

Wir?, wir sind zu harmonischem Miteinander bereit, gern bereit, es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen, wir sind wie jeder einzelne und gern dazu bereit, wir sind noch nicht tot und daher gern bereit, auf einem gemeinsamen Fundament zu stehen, falls es nicht zu klein geraten ist, wir sind ja keine Denkmäler, denn denken tut hier niemand, wir stehen einfach nur so da, auf dem gemeinsamen Fundament, bloß will keiner zu uns hinaufsteigen auf das Gemeinsame, es ist ein Fundament der Werte, die man Gleichwertigkeit nennt, weil sie einem gleich sind, ja, so faßt man die Werte zusammen, wozu soll ich überhaupt aufstehen, wenn alle gleich wert sind?, das fragen sie sich. Dennoch, alles steht und fällt mit dem Geld, und deshalb spenden Sie, spenden Sie jetzt, oder spenden Sie gleich doppelt, meine Frau nimmt Ihr Kuvert entgegen, wer gleich spendet, spendet doppelt, aber besser gleich den doppelten Betrag, wir wenden uns in dieser Angelegenheit vertrauensvoll an Sie. Spenden Sie für unsre Bewegung, ja, das sagen sie, damit wir uns nicht mehr bewegen können, die andern aber auch nicht, dafür spenden wir gern. Das Geld wird gesammelt, damit die Menschen ihre Identität behalten und sie auch zeigen dürfen, das kostet was, das kostet alle was, denn alle sind verantwortlich. Es sind aber immer die gleichen, nein, die gleicheren, die gleich kommen werden, ja, die Ohnegleichen auch dabei, mittendrin, alles Identitäten, die recht ordentlich verwaltet werden, bis jetzt jedenfalls, nur ab und zu verschwindet was davon und landet als goldene Barren strahlend in Sporttaschen. Sie wissen: Ohne Identität keine Ordnung, welche wir schaffen müssen, wie sollte man Menschen denn sonst unterscheiden können? Vielleicht an Haut und Haar? Das machen sie auch, und sie tun noch ein Übriges, was bleibt ihnen übrig gegen uns. In der neuen Ordnung wird das alles festgelegt sein, und jetzt schon können sie sagen: Wer hier eingezahlt hat, der finanziert unsere Bewegung, die sich jetzt schon recht kräftig bewegt und Menschen an Bäume bindet, damit sie kraftvoll hinweggeschleudert werden, am besten bis nach Afrika, die biegsamen Bäume, die Kennzeichen dieser Heimat, die machen das schon, die schaffen das. Sie binden uns an die Wipfel der Bäume, und dann lassen sie los. Damit kann sogar Werbung gemacht werden, denn wir haben Gründer von Fitnessketten und Mitarbeiter von Verlagen unter uns, Nahrungsverkäufer und Durstspender und noch viele mehr, schwere Helden, Mittelständler, Großspender, sie haben alle gespendet und doch wieder nicht. Es ist nicht an uns, das zu erklären. Seien Sie beschämt, wenn Sie es sich auch nicht erklären können.

 

So, die Gebiete in Afrika werden jetzt zügig erschlossen, sie werden bald den Schlüssel bekommen, die Rechtslage ist hergestellt, neue Gesetze finden Sie in unsrer Maßschneiderei, bald wird ein Abverkauf stattfinden. Bald werden sie einen Verein gründen, dann wird alles einfacher, sie werden steuerbegünstigt Geld einnehmen dürfen, doch was wir dürfen, das kümmert sie nicht mehr, darum kümmern sich andre, das sagen sie. Es ist viel einfacher, gar nichts zu dürfen, während sie langsam ins Handeln kommen. Mit uns handeln sie nicht, wer würde auch was für uns geben? Wir sagen, doch es hört keiner zu, wir sagen, wir sind doch auch was wert, wenn auch nur uns! Glauben Sies oder nicht. Wir achten uns in unserer Vielfalt, da es sonst keiner tut, ich achte Sie in Ihrer Einhelligkeit, das muß ich schon sagen, das müssen wir sagen, aber sehr helle scheinen Sie mir nicht, dafür scheinen Sie eins mit allen andren hier zu sein, das ist Einhelligkeit, eine einzige Helligkeit von dieser Birne dort oben, ist das Ihr Kopf?, hoffentlich nicht!, allein die Freiheit des Lichts, sie wurde berechnet, das Ergebnis war einhellig und wurde oft bewiesen, sie sind einhellig für etwas und dann einhellig für was andres, es wird derzeit schon wieder bewiesen und bald wieder nachgewiesen. Sie werden schon sehen, daß es jetzt hell ist, daß es erhellend ist, und die Einhelligkeit der Zeit erst!, die auch für uns gilt, die Zeit, nicht die Einhelligkeit, denn dazwischen wird es ja auch immer wieder dunkel, am Abend zum Beispiel, diese Auskunft ist gratis, die nächste schon gebührenpflichtig, spüren Sie jetzt die Zeit? Ja, die Zeit gilt natürlich auch für uns, natürlich ist das nicht, das ist gerecht, ich bin dabei, bei der Gerechtigkeit bin ich voll dabei, doch Sie lassen mich nicht kommen und gehen auch nicht. Wer A sagt, muß auch B sagen. Wer kommt, der fliegt wieder raus. Und selbst wenn es möglich wäre, das Sterben des Anderen im Dabeisein sich zu verdeutlichen, die Weise des Zuendekommens wäre damit nicht erfaßt. Verstehen Sie das? Sie sagen es, verstehen aber nur Bahnhof. Sie würden unser Ende nicht erfassen, Sie würden es vielleicht herbeiführen, Sie würden den Anfang des Endes noch selbst herbeiführen und uns dazu ausführen, kassieren die Ausfuhrprämie, aber sie würden es nicht erfassen, sie würden es nicht sehen, sie müßten vorher nach Afrika, um zu erfahren, wo Gott wohnt. Falls kein Land dort sich für uns entscheidet, wird das Geld, das sie für uns ausgegeben haben, wieder rücküberwiesen, das ist doch kein Problem. Als ob Afrika jemals etwas zurückgezahlt hätte, das sie dort eingenommen haben! Sogar die einnehmendsten Menschen sind entnommen und nicht mehr zurückgegeben worden. Wahrscheinlich, weil sie hoffen, dort noch mehr einnehmen zu können. Der schwarze Kontinent. Seit wir ihn kennen in Trauer. Den Tod können Sie dort erfahren, Sie können ihn auch an anderen erfahren, den eigenen leider nur an sich selbst, und das ist dann keine Erfahrung mehr, na, ich weiß nicht, ich könnte Ihnen Sachen erzählen vom Tod, da würde Ihnen die Freude auf Ihren eigenen glatt vergehn. So, Ende des Hinweises auf das Sterben anderer, und jetzt zu Ihnen, wer immer noch hier sprechen kann, dem haben wir eine Botschaft zu übermitteln: Mit Ihrem eigenen Tod können Sie gar nichts machen, nein, da können Sie nichts machen, mit dem können Sie nichts anfangen, nein, enden auch nicht, das ginge gar nicht, und das könnten Sie auch keinem erzählen, das würde Ihnen niemand glauben, wie das ist, zu sterben. Vielleicht wollen Sie das an uns studieren?, an unseren werten Persönlichkeiten? Probieren geht über Studieren, daher: Auf nach Afrika zum Studium! Die Buschuniversitäten werfen schon die Blätter im schicken Tarnmuster ab vor Schreck vor den Kommenden.

 

Es wird garantiert ein schöner Teil von Afrika sein, das für uns bereitgestellt wird, besenrein, sie wissen nur nicht, wie sie den blöden Sand, die dumme Dürre, die fiese Flut eindämmen können. Ein ordentliches Stück wollen sie sich abbeißen. Sie überweisen bereits Menschen und Geld. Die Afrikaner, soweit sie im Besitz eines freien Willens und leerer Kassen sind, eilen herbei und bieten Landesteile an, gegen Bezahlung minus, nein, plus, nein, minus 3 % Skonto, wenn gleich bezahlt wird. Oder der Zahlschein wird später ausgehändigt, wenn wir da sind. Ratenzahlung möglich. Nicht einmal für Jesus mußten die Römer bezahlen, nicht einmal für seine Beerdigung, die nicht lang vorgehalten hat, vielleicht ein Beispiel für uns?, von seinem Gewand haben sie sogar profitiert, vielleicht ein Beispiel für uns? Bei Nichtgefallen Afrikas Geld zurück. Hier wird schon gesammelt, damit wir in ein schönes Sammellager kommen können. Ein feste Burg sind sie für sich. Bei uns ist leider nichts zu holen, aber sie können immer noch uns holen, und das werden sie auch. Wir beantworten Fragen, sie beantworten keine Fragen, wir unterschreiben etwas, wir schreiben etwas, das keiner liest, sie schreiben nichts auf, sagen sie, sonst müßten sie es ja nicht sagen, jede Schrift ein Gift, es genügt die klassische Radio- und Fernsehwerbung, persönliche Anwesenheit im Hotel auch nicht schlecht, daß für unsere Ausreise gespendet wird, gut!, daß Direktspenden abgeschrieben werden können, sie dienen ja zu nichts, sie können natürlich auch dazu dienen, direkt, haarscharf an der Parteikasse vorbei unsere Ausreise zu organisieren, das kostet ja alles was, die Ausschubfinanzierung kostet ja was! Sie machen sich keinen Begriff, was für Mühe und Geld das kostet! Doch es ist egal, legal, alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz, doch ihnen ist das Gesetz selbst ganz gleich, vor dem Sie gleich sind, mein lieber Mann! Wer sind Sie überhaupt?, fragen wir. Sie wissen ja nicht, wer Ihnen da gleicht! Ein Ei dem andern? Treten Sie bitte zurück und retten Sie! Sie wissen nicht, was? Dann retten Sie halt nicht! Sie haben es bloß bis zur Dachgleiche geschafft, doch die war Ihnen wichtig, das Wichtigste überhaupt. Viel weiter sind Sie nicht mehr gekommen. In Afrika braucht man auch Dächer, dafür aber keine Heizungen, oder? Wie ist es dort so? Der grüne Strom rinnt durch Afrika nur so hindurch, keiner hat was davon. Das Geld für Stromschnellen geht Ihnen auch noch aus. Der Strom kann aber ruhig langsamer machen. Gemach, bald ist alles überschwemmt! Daß alle immer so gern ausgehen wollen, das verstehen wir nicht. Es geht sowieso nicht gut aus. Sie können doch auch zu Hause ertrinken. Wir? Wir würden gerne bleiben, da müssen wir auch nicht mehr ausgehen, wir würden eigens zu Hause bleiben, doch das steht für sie außer Frage, sagen sie, daß wir uns nachts auf sie stürzen wollen, so stürzen sie sich am Tag auf uns, dann sehen sie uns besser. Das sind keine Leute, die lang fragen, die wissen es schon. Hier ist nämlich die höchste Ebene vertreten, die höchste Ebene der Partei, und die muß nichts mehr fragen, die weiß schon, gegen wen sie die Hand erheben wird, doch für Gotteslohn wird sie das nicht machen. Spenden Sie jetzt, dann spenden Sie doppelt, oder spenden Sie gleich doppelt, dann spenden Sie vierfach! Bitte geben Sie Ihr Kuvert meiner Frau, wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?, meiner? Natürlich nicht meiner, die würde es ja sofort ausgeben. Dafür wurden wir geschaffen, unsere Hände haben doppelte Taschen, unsere Taschen haben doppelte Böden, in welche Mäntel sollen wir uns hüllen?, sagen sie. Na, in Afrika werden wir keine mehr brauchen und uns daher was sparen können, sagen wir. Wir würden auch Ihnen gern ersparen, uns auszuschaffen, das Geld wäre dann für andre Anschaffungen frei, als unser Gebein zu zerstückeln oder uns gleich ganz in die Wüste zurückzujagen, die uns einst geboren, Sie aber auch?, sagen sie, glauben es aber nicht. Was ist die Weisheit des Menschen schon wert? Nichts. Siegend die Hand über Wehrlose zu erheben? Das machen sie, denn sie lieben das Schöne, den Sieg, und danach wollen sie wohlbewehrt wieder davonziehen, in die andre Richtung, falls noch welche wie wir daherkommen.

 

Wer in der Fremde weilt, dem ist die Beziehung zur Heimat verloren. Was heißt das? Wer sagt das? Welche Heimat? Unsre ist es nicht, die können sie haben. Das Fehlen der Beziehung ist selber eine eigene Innigkeit dieser Beziehung, nämlich das Heimweh. Welches Weh? Wir haben vorher gar nicht gewußt, was ein Weh ist, und an ein Heim können wir uns nicht mehr erinnern. Wir haben gesungen, gespielt und getanzt, nein, wir haben nur gewußt, daß uns nichts wehtut, da war es höchste Zeit, den Schmerz zu erfahren. Nichts sonst lehrt einen so viel. Wir kommen zwar schon aus Afrika, viele von uns, wir kennen es, aber eigentlich wollen wir dorthin nicht zurück. Wir müssen aber, wie sie uns versichert haben. Diesmal hätten gern wir uns versichert, doch keine Versicherung zahlt was für uns. Wir sind den Heimischen als sicherer Fang ins Netz gegangen, doch sie wollen uns, ihren guten Fang, als schlechten Fang wieder zurückwerfen, ins Meer, sagen sie, direkt an Afrikas Küste, ein Landstrich wird dort doch wohl noch zu haben sein, Land haben sie dort genug, die haben das Land, sie haben das Geld, es wird sich schon ausgehn, das reicht locker, das reicht auch für uns.

 

Wo unser Heimatbezug ist? Er ist in der Wäsche. Er rotiert vor Wut in der Trommel. Wir wissen nicht, wie groß unsre neue Heimat sein wird. Wir haben verschiedene Angebote, zu verschwinden, doch wir haben nur diesen einen Bezug, der paßt aber nicht auf jede Heimat, und außerdem ist er schon halb vergessen, der alte Bezug, in irgendeiner Maschine liegengeblieben. Es ist der neue, der noch rotiert, er weiß nicht, wohin mit sich. Der alte ruht sich derweil aus. Vielleicht brauchen wir den noch. Wir wollten ja so gern neu anfangen, doch wo kein Ende unsrer Flucht, da auch kein Anfang. Der Anfang ist bei den Jungen, und bei denen setzen sie an, das ist die Generation, die das Blatt wenden wird, und was steht auf der nächsten Seite, wenn das Blatt dann umgewendet ist? Da stehen noch mehr, die nicht mehr stehen sollen, die weg sollen, und immer noch stehn welche auf, die sie dann wieder nicht wollen, die Gründe sind klar und werden zusätzlich noch für Besucher gereinigt. Nach Besichtigung ins Meer zurückgeschmissen, nicht einmal Beifang, unser Leben dient ihnen nicht zum Schmuck, das steht fest, wo soll das enden? Wann sind wir wieder wer? Wir sind alle und niemand. Wir umschlingen uns, da es kein andrer tut. Es ist die Grundlage des Zusammenlebens, und zusammenleben, das wollen wir, egal mit wem, sogar mit ihnen, wenn es sein muß, wenn man uns läßt, ich meine, wenn es sein darf, das wollen wir ja, das bedeutet uns alles, das bedeutet, daß wir sind, daß wir etwas sind, daß wir ein Etwas sind vor diesem reinen Horizont, auf diesem Fundament, auf das wir bauen, auf das wir nicht bauen dürfen, aber trotzdem irgendwas bauen, die Genehmigung kommt halt später. Die Zinsen wachsen, unsre Kinder auch, aber nicht hier. Spät oder nie wird bezahlt. Auf der Genehmigung steht ein ganzes Land drauf, es wartet atemlos, wo wir nicht bauen können, es ist auf Sand gebaut, das Land, den Rest haben wir gestohlen, sagen sie, während sie singend und siegend schon die Hand über uns erheben.

 

Wir, die Toten, Angehörige von Toten, die unter Toten gelebt haben, wir wollen jetzt Ihre Werte mit Leben erfüllen, damit wenigstens die Werte hochleben, prall gefüllt wie Ballons, wartend auf den Aufstieg. Wir wollen die Wertebasis, die auf Vielfalt beruht, mit Leben erfüllen, wir wollen da hineinblasen, wo endet dieses Rohr?, was verfärbt sich da? Welches Gas war da unterwegs? Welches Bewußtsein ist hier getrübt? Unbedingt, unbedingt mit Leben erfüllen, egal, was man uns hinhält, nur um uns selbst hinzuhalten, möglichst lange, wenn wir so lange überhaupt vorhalten. Schon wissen wir nicht mehr, was wir wollten. Es sind alle tot, wir aber wollen die Basis mit Leben erfüllen, das einen Wert hat, mit einem Leben, das einen Wert hat, die andren Leben werden ohne Sorge entsorgt, der Müll wird getrennt, wir sind ihr Müll, von dem sie sich trennen müssen, sagen sie. Wir wollen die Werte mit Leben erfüllen, damit sie eine Basis haben, wir wollen, wir wollen, wir sind alle, und alle wollen immer was. Ist so. Wir wollen sein. Was wollen sein? Gefälligst gefällig? Haben schon gespeist? Das hier ist ein Hotel, keine Ausländerbehörde. Fürs Abschaffen braucht man keine Behörde, oder doch? Wir sind in Deutschland! Keiner fragt uns danach, wir sagen es trotzdem. Doch sie sammeln sich gegen uns, sie sammeln schon, sie sammeln sich, woher kommen die alle bloß? Sie sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen für ihr Projekt, sie sind bereit, Influencer für die neue Jugend zu bezahlen, für die alte nicht, die ist ja schon keine Jugend mehr, das schaut doch alt aus! Jahre vergehen, immer vergehen gleich Jahre. Wir brauchen eine neue. Was jetzt? Auf die Jugend kommts letztlich an.

 

Wir haben unsere Existenz als Zahlungsmittel, aber die wollen sie nicht, wir sind nicht ihr Zahlungsmittelpunkt, hier wird für was andres gesammelt, hier wird gegen uns gesammelt, bis uns jemand bei der Sammelstelle dann abgibt. Sie beschweren sich dauernd, daß wir ihre Bilanzen so belasten. Wir sind nicht das Zahlungsziel. Sind wir etwa die Bezahlung? Wofür, bitte, gern geschehen. Wir sind die Heimzahlung ohne Heim, aber wir werden ein neues Heim schon bald erhalten, sagen sie. Sie erledigen das für uns. Sie wollen auch uns erledigen, sie wollen sich unser entledigen, spenden Sie jetzt! Sie müssen nicht sagen, wofür Sie spenden, das wissen wir. Indem Sie hier spenden, wissen wir, wofür es gut ist, und sie haben es natürlich lang vor uns gewußt. Es muß immer gezahlt werden, um die Einzigartigkeit eines Menschen zu respektieren und anzuerkennen, dafür ist gezahlt worden, dafür wird auch in Zukunft ein kleines Konto geöffnet bleiben, das sie jederzeit beschicken können. Das ganze Geld haben sie aber schon für sich selbst ausgegeben, jetzt brauchen sie neues. Neues Geld. Die haben ein tolles Spa hier und eine gemischte Sauna, in der sie sich mischen, wie kann Gott nur sowas wie die geschaffen haben, daß die jetzt so, wie Gott sie geschaffen hat, hier herumsitzen! Mit uns täten sie das nicht, es ist für ihre werten Persönlichkeiten und auch ihre Werte nicht angezeigt, sich mit jemand zu mischen. Sie haben von uns gekostet: nein danke! Alles kostet was. Wir kosten zu viel. Für dieses Projekt, für ihr Projekt muß gespendet werden, dieses Vorhaben muß dem Bundesvorstand einer Partei noch präsentiert werden, damit er sich nimmt, was er braucht, für die neue Partei, die schon gar nicht mehr neu ist. Dafür muß gezahlt werden, um Gerechtigkeit im Großen, nicht nur im Kleinen, zu ermöglichen, ja. Die Gattin geht durch die festgeschlossnen Reihen, um die Kuverts einzusammeln.

 

Nicht mehr starret der Bergwald der Heimat auf sie, sie ist jetzt ganz bei uns, die Partei, nicht neu, sondern alt, aber immerhin eine Partei, eine echte Partei, sie ist angekommen, oder nicht? Noch nicht?, wo soll die angekommen sein, die ist doch kein Paket, und selbst Pakete kommen oft nicht an? Ist das bei den Menschen schon angekommen, daß sie eine wachsende Partei sind, und zum Wachsen brauchen sie den ganzen Platz hier. Vor uns Barbaren weichen sie nicht, sagen sie. Spenden Sie jetzt! Es wurde die Maut bezahlt für uns, doch gekommen sind sie, in dieses Hotel, sie haben sich gesammelt, und dann sind sie im Hotel erschienen, allein oder zum Gruppentarif, hier sind die Getränke aufgelistet, die Hans zu einem Hans im Glück machen sollen. Almdudler, Schorle, Cola, Mineral mit Bitzel oder ohne. Nicht von flüchtigen Dämpfen umwallt, nicht aus zusammengezogenen Wolken gespuckt, nicht mit Bespritzung der übertauten Wälder, und schon gar nicht mit Getöse, nein, das hätte sie nicht haben wollen, daß wir so daherkommen, nicht mit Getöse, ermüdendem, um Gottes willen, das nicht, sagen sie. Besser leise, sagen sie. Wir sollen es machen wie sie, leise, das hat sich bewährt: Plötzlich da sein und in Bewegung, hin zu einer größeren Bewegung, das Land peitscht schon den Boden mit seinem Schwanz, hier wird saubergemacht, rutschen Sie nicht aus! Hier ist jetzt ihre Wohnung und ihr Sitz, von hier vertreibt sie keiner mehr, im Bundestag stehen die Stühle schon stramm, Bruchbuden nehmen sie jetzt nicht mehr, sie sitzen ordnungsgemäß in Sitzungen, sie springen herum in ihren Satzungen, sie verheddern sich in ihren Sätzen und befreien sich wieder, sie stehen schon überall, doch gestehen werden sie nicht. Sie werden nie sagen, was sie hier gemacht haben, sagen sie. Und was haben Sie mit dem Geld gemacht? Uns fragen sie das! Wir haben doch keins. Und Afrika wird auch noch die Hand aufhalten, so viel haben wir ihnen überwiesen, doch das genügt ihnen nicht. Afrika will immer mehr. Mehr Menschen, als sie schon haben, wollen sie nicht. Schauen Sie, wie es hier schon ausschaut, durch unsre Schuld, durch unsre Schuld, alles, was durch unsren Schlund gegangen ist, wird ihnen hier hingekotzt. Noch eine Bruchbude mehr, vor der der Müll brennt, noch ein öffentlicher Park mehr, in dem Menschen beraubt werden.

 

Wenn wir fort sind, wird keiner mehr beraubt werden, sagen sie, wenn wir einlaufen, wenn wir eingehen in den Stürmen des Meeres, in den Dünen der Wüste, wo es auch oft stürmt, aber nicht schneit. Wir hätten lieber freundlicheren Umgang hier, wo wir schon sind, das können wir nicht leugnen. In Afrika, da würden wir plötzlich gar nicht mehr zählen, obwohl wir jetzt schon Unzählige sind, wie man uns sagt. Sie lassen unsre Tausenden Hoffnungen sterben und die Leben Tausender andrer noch dazu, das wird alles zusammengezählt und aufgeschrieben, diese Rechnung machen sie auf und dann, wenn die Kuverts geöffnet sind, wieder zu. Denn unter all den vielen Menschen werden jene entschwinden, die sie hier nicht wollen, denen keinen Tag mehr ein stilles Glück werden soll. Es wird kein lauteres Glück sein. Ein Glück wird sein, daß es niemand wird sehen müssen. Es wird kein Tag vor dem Abend gelobt werden, es wird gelobt werden ein Zahnarzt, hier anwesend, der sein Netzwerk, durch das wir nicht schlüpfen werden, jetzt offenlegt, er muß nicht einmal bohren, unsren bohrenden Fragen muß er sich nicht stellen, und sonst fragt auch keiner. Das Hotel am See wird bald wieder wie ausgestorben sein, nur leichtes Fernsehflackern kommt aus einem Zimmer, es flackern unsre kleinen Leben vor sich hin, wir werden verschwinden, sagt man uns. Was habt ihr morgen mit uns vor, Freunde und Förderer Brandenburgs? Habt ihr morgen schon was vor? Das Treffen war erst ein Anfang, die Ausgliederung von Nichtmitgliedern, ja, sogar von ganzen Staatsbürgern und dann von andren Bürgern auch noch, die ist das Ziel. Dahinter, mit Treibstöcken und Peitschen, steht ein ganzes gehobenes Staatsbürgertum, von breiten Rücken emporgehoben wie Schätze, dahinter, da muß es was werden, das ist doch klar, es muß einfach. Was hinter ihren Rücken passiert, das brauchen sie nicht zu sehen. Das wird von einheimischen Kräften erledigt werden.

 

Wir? Wir haben keine Chance gegen einen Verfassungsrechtler, der eingehend eingängige juristische Methoden beschreibt, wie das gehen soll, wie das Gesetz sie unterlaufen werden, bis alle nur noch laufen, bis sie rennen, rennen können, einer hinter dem andern her, bevor Landunter gegeben wird. Sie rennen hinter uns her, um sich irgendwann selbst zu überholen und uns hinter sich zu lassen. In Staub mit allen Feinden Brandenburgs, kommt, weinet nicht! Wer weint denn hier? Niemand! So treiben sie uns vor sich her, als wollten sie zweifach der Sonne Licht sehen, zwei Sonnen sehn sie am Wege stehn, eine rauf, die andre runter, eine bleibt oben, zum Abschuß freigegeben: Jetzt sinds schon drei, und sie standen da so stier, als wollten sie nicht weg von dir. Ach, meine Sonnen seid ihr nicht! Schaut andren doch ins Angesicht! Wo sollen die sein, die andren? Nie gesehn! Oder doch? Ja, neulich hatten wir wohl drei, nun sind hinab die besten zwei. Ging nur die dritt erst hinterdrein! Im Dunkel wird uns wohler sein. Wo soll es sein, das Dunkel? Wann wird es Nacht für uns?

 

Was du nicht willst, daß man dir tu, das füge lieber andren zu. Der Politiker, er spricht jetzt, er spricht von uns, viele sprechen, der dort drüben setzt gerade auch zum Sprechen an, ich kenne seinen Namen nicht. Wir würden euch nicht für Frauen halten, spricht er, schon deshalb nicht, weil ihr Männer seid, seid endlich echte Männer und wehrt euch!, da ihr schon Männer seid, mehr wird nicht aus euch, doch das genügt. Alter Schwede, Oida!, was machst denn du in Afrika? Pauschalreise? Safari? Strände besuchen, ey? Tiere fotografieren? Sie müssen halt in Afrika suchen, wenn Sie schon was suchen müssen und nicht wissen, wo. Jeder kriegt dort ein Haus, sagen sie, das er gar nicht brauchen wird. Unser sanft eingewogener Schlummer wird dort behütet und beschattet sein, wenn sie Anlauf nehmen, um das Gesetz zu unterlaufen, ihre Überläufer werden sich zu erkennen geben, bald werdet ihr ihnen ins Antlitz schauen können, ohne Furcht, denn wir werden fort sein, so wollen es unsre Herren. Einen Herrn werden dann auch sie selbst bekommen. Der wird ihnen zeigen, wo ihr Gott wohnt. Dieser Mann ist es nicht, und der dort auch nicht, der Mann ist überall und nirgends, man wird Sie rechtzeitig verständigen, wer es ist, sagen sie. Nein, der dort ist es nicht, nicht mehr, der ist zur Sicherheit, zu seiner eigenen Sicherheit gar nicht erst gekommen, der andre dort darf jetzt auch nicht mehr kommen, auch der Hotelbesitzer wird nichts damit zu tun gehabt haben, aber er konnte wenigstens etwas Geld einnehmen und keinen Verlust bei der Sache machen, eine gute Anlage, na, für uns nicht, aber für alle anderen hier, die will er mit sich bereichern, dieser Herr, damit er sich bereichern kann. Nein, nein, jene nicht, es sind keine Herren, sonst wären sie auf Rallye verschickt, auf Motorrädern oder Tourenwagen, die ihre Tour durch unwegsame Wüsten, ruhige Ströme, sandige Länder und tiefe Meere pflügen, nicht zu uns Flüchtigen, die in der Sonne verschwinden, vollmundige Bratlinge mit Brät nach Wahl, auch vegan, flexitarisch, denn elastisch ist unser Sinn, je nachdem, wir haben keinen, wir haben keinen Sinn, wir haben ein Mineral mit Zisch, wir haben den Durstlöscher Minze-Holunder, was haben wir noch?, wir können es gar nicht alles aufzählen, was wir sonst noch haben, wir können es uns nicht merken. Wir werden etwas darüber hinaus bekommen, wir werden nichts bekommen, und darüber hinaus: wieder nichts. Wir immer dabei, aber wir, da wir nicht kommen dürfen, na, dann gehen wir halt. Wir, ja, wir.

 

Wir sind nicht mal seltene Erden, und wir sind auch keine Altkleiderdepots, aus denen man Neues schneidern kann. Das geht alles in Afrika, wir müssen hingehen, dann geht alles und kommt nichts mehr. Und dann sitzen wir auch nicht am Herd unsres eigenen Palasts, der eine Hütte sein wird, bestenfalls, der ein Häuschen sein wird, ob klein, ob groß, nichts fällt einem dazu ein, nichts fällt einem in den Schoß. Nicht einmal klein wird es sein, es wird etwas sein, das wir vielleicht schon hatten, keine Ahnung, jemand wird das vollbringen, der irgend etwas war, egal was, das zählt hier ja nicht, sitzen wir also nicht mehr dort, wo wir waren, so trifft die Stadt, so trifft dieses Land gemeinsam jede Schuld an uns. Doch betroffen sind sie, wenn auch nur kurz. So fühlen sie sich. Sie fühlen sich einfach nicht gut.

 

Wir sind ja doch ganz schön viele, wollen sie sich wirklich die ganze Arbeit antun? In diesem heiligen Buch stehts geschrieben, machen Sie sich für den Einsatz bereit, denn ich bin Gott, dein Herr, nein, ich bin dein Gott, dein Herr eben nicht!, viele wollen unsere Herren sein, uns den Herrn zeigen, ein Vergleich wird uns sicher machen, und uns dann fortschaffen, mare nostrum, Amen. Früher retten, dann richten – jetzt zuerst richten, dann Rettung überflüssig, das ist neu. Sie sammeln auf unsre Kosten, damit sie auf ihre Kosten kommen, sie kennen uns schon, bevor sie uns kennenlernen, sie werden uns trotzdem richten, sie werden uns gerade deshalb richten, als Schnellgericht, und dann in Wasser lösen, das Trinkgeld sparen sie sich. Wir werden also aufgelöst, Lösung Afrika, Afrika wirds, abgemacht!, okay, aber so wichtig ist das nicht, es können auch andre Länder sich bewerben, das löst alle Probleme für alle. Wo ein Wille, da kein Weg mehr. Es gibt Länder, die Land hergeben sollen. Land haben sie genug, doch es ist keiner drauf. Es wächst auch nichts. Sehr gut. Gut für uns. Dann bleibt mehr Platz für uns.

 

So. Und jetzt preisen wir mal irgendwas, gern auch euren Gott, wir waren in seinem Haus, hat gut ausgeschaut und war ordentlich aufgeräumt, die Betten gemacht, die Minibars gefüllt, die Handtücher gewechselt wie Geld, zumindest so lang, bis wir gekommen sind und wieder fortgegangen. Er ist eine Partei, der Gott, der Gebieter ist eine Partei – sie ist nicht gekommen, das mußte sie auch nicht, sie ist ja schon da, seit Jahren. Wer hätte das von ihr gedacht. Aber sie hat vorausgedacht. Es wird Abend im Abendland. Spenden Sie jetzt! Und es geschieht jetzt, ist vielleicht schon geschehn, wenn Sie dies sehn, was verhängt uns vom Geschick war, nämlich das Ende. Das Wegwenden von uns, und zwar beidseitig, nach der einen Seite wenden und dann nach der anderen, wo Afrika liegt, schön braungebrannt werden. Für Nichtangekommene wird die Miete rücküberwiesen. Daß uns Recht geschieht, darum beten wir, das erfülle mein Gebet um freies Geleit, um ein Los, das gewinnt, um ein besseres Los, aber es wird nicht geschehen. Es ist nicht. Wir sind gar nicht da. Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht mehr da.

 

 

Dank an: Correctiv

Euripides: Die Bakchen


Vorabdruck: Theater heute, August/September 2024, Heft 8/9

Veröffentlicht am 10.09.2024 auf elfriedejelinek.com