DAS LEBEWOHL – nein: DIE ANKUNFT (2000 – 2025)
Der Sprecher: Die Zuversicht vertreiben wir aus dem Land, denn wir sind stark! Entschuldigung, nein, wir bringen sie, die Zuversicht, mit federleichtem Leib. Wenn wir uns selber anschaun, ist die Angst auf einmal klein. Verlässlich sind wir wie der Tod, jetzt sind wir da. Noch nicht recht wissen wir, wann und wo, egal, wir sind nicht willkommen, überall, doch bei den Guten, die nicht geschändet werden wollen in ihren Betten, bei denen schon. Das Gift der Schreiberlinge nutzlos tropft zu Boden. Sie verbreiten Lügen, die Frucht und Feld verseucht. Wir tanzen Polka, Ländler, Plattler, und unbekümmert fallen dazu Schnee und Sonne. Uns um den Hals. Nicht fliehn wir, wir hörn auf die Heimat, die Eltern, vor allem den lieben Vater. Das Land gehört uns, nach langer glücklicher Reise, da wir pflügten durch das, was da nutzlos gebrüllt vor unserem Bug. Der Zorn der Schreiber, ihr Gift hielt uns nicht auf, wir kamen immer wieder, da die Bürger beieinander warn und das Gericht über uns in Freuden endet. Wir kamen wie gerufen, wir wurden auch gerufen schließlich! Jetzt sind wir da. Nichts, was tun wir werden, wird ganz falsch sein und nichts ganz richtig, und nichts wird bringen Gefahr. Es wird sein wie immer, nur von uns wirds kommen, die Opferkessel rot von Blut. Nicht nur der Krieger unterm Speer, alle müssen bluten. Verteidigen werden wir uns nicht müssen. Immer verteidigen werden wir uns müssen. Egal. Vorwürfe werden uns nicht mehr treffen. Das Wasser spritzt so schön, die Eisrinnen klaffen, die Surfbretter schneiden die Wellen, und dann schwimmen wir endgültig oben. Was ins Freie will? Wir wollen es, und wie gern! Die Tür ist doch offen! Wir taten Unrecht, doch jetzt bekommen wir Recht. Wir sind ausgewählt. Wir schwören, wir warns nicht, und schon waren wirs wirklich nicht. Unser neues Gesetz durchbricht keine Ordnung, kein Umsturz von Stund an allüberall! Die Welt wird nicht aus den Fugen sein. Sie wird genauso wie immer sein, nur eben: offener, freier. Dafür für andre geschlossen total. Wir haben den Durchblick. Tod will Tod. Alter Mord. Neuer Mord. Gar kein Mord. Egal. Das Schandrecht des Mörders jetzt Ehre! Ihr Anständigen! Niemals ein Ende. Schön. Die Geistesfürsten toben. Sie schlugen bisher den Takt und schrien uns ihre Fäuste an die Köpfe. Umsonst. Wir sind jetzt da. Zur Untat müssen wir nicht uns vereinen, wir haben uns zueinander ja längst gesellt, um es recht zu machen uns selbst. Und allen andern schon geschieht ebenfalls recht. Fürchtet euch nicht, Eltern! Fürchtet nicht eure Kinder! Doch erzählt ihnen, dass ihr mich saht. Ich sag es auch allen andren weiter. Wir erzählen es den Nachbarn, falls es unsre Nachbarn sind, wir erzählen es den Kindern, falls es unsre Kinder sind, dass wir Stärke ihnen geben ab sofort. Mit leichter Hand. Und wieder schlagen sie uns, die selbsternannten Fürsten, die Dichterfürsten, noch einmal, noch einmal. Und wieder schlagen sie nichts als die eignen Köpfe. Der letzte Schlag gehört uns. Ihre Schädel sollen dröhnen. Die Haarbüschel werden fallen, die Fleischbüschel werden fallen, die Hosen werden fallen. Alles wird ab sofort lustig sein. Nichts wird traurig sein. Nie wieder unter Stöhnen lernen sollen die Menschen, überhaupt nicht mehr sollen lernen die Menschen. Sie bleiben ja unter sich, ab sofort, in ihrer eignen Mitte. Uns tut schon der Mund weh vor lauter vorlautem Zungenschlagen, doch jetzt wirds bald wieder ruhig. Es ist wunderbar, wir haben gefochten, und jetzt dürfen wir feiern den Sieg. So nennt mans, wenn wir sprechen aus allen Kanälen. Siegen lernen heißt feiern lernen und die Augen verschließen. Vom Klagegesang zum Jubellied. Nichts mehr vom Grab, nichts mehr vom Tod! Die Lügenpriester: Ihr Sprechen ist Anklage. Unsers ist: Faust zum Kopf. Faust zum Kopf, klatsch, bumm! Kniescheibe, kracks! Da steht noch ein Wort, nieder, du Wort, sofort! Was machtest du aus uns, wenn man dich ließe? Her, andres Wort, das richtige, nicht von wirrem Geist: Könige hat es aus uns gemacht! Seht ihr, wir sind doch ganz harmlos, wenn wir herrschen. Hauptsache herrschen. Wir machen ja nichts. Und wir haben nichts gemacht. Das Wort heißt: ordentlich. Jeder hats gleich gern, das Wort, das liebe, ders aufgeräumt mag. Lass dich anschaun, Wort, gut schaust du aus, deutsches Wort, deutscher Wert! Wenn du einmal musst, dann öffnen sich goldene Türen für dich, da steht: Bedürfnisanstalt für Rechtschaffene, die wir fortschaffen, dann haben wir mehr Platz in unsrem Stammgeschlecht. Nur herein, liebes Wort, auch du, und das Wasser rasch ablassen, gespült wird dann schon selbsttätig werden. Verehren soll jeder Vater und Mutter, doch mehr den Vater. Die Mutter: ohnedies immer da, von Natur aus schon da. Kühn sein soll jeder. Im Training sein soll jeder, wer weiß, wer da kommt, unsre Peitsche zu spüren. Wenn wir uns anschaun, geben wir uns schon die richtige Antwort, Satz für Satz und Wort für Wort. Man versteht uns. Jeder versteht uns. Am liebsten würden wirs fortjagen, das ganze Land, wo immer nur Angeklagte wir sein werden, vor welchem Gericht?, doch wo herrschten wir dann, und wo wären die Schaulustigen, die uns bewundern? Ich glaube, sie fahren nach Villach zum Fasching, um einmal ordentlich lustig zu sein. Sie sind nicht von hier, die Fremden, sonst würden sie woandershin fahren. Aber sie kommen doch gern immer wieder. Zu uns. Die Arena füllt sich mit Schnee. Alle geben uns recht, wenn uns das gefällt. Wir haben keine Mitschuld an der Tat. Wir haben auch keine Morde befohlen. Das kann man von uns nicht sagen. Wir haben den Fall von Anfang an erörtert: Wir warens nicht, und unsre Väter warens auch nicht, die Großväter schon gar nicht, kein Mensch weiß mehr, was die gemacht haben. Sie könnens nicht gewesen sein. Ach! Unsere Vorväter warens vielleicht doch, aber es hat nichts gemacht. Es hat ihnen nicht geschadet. Wenn Sie so wollen, dann waren sies halt. Es waren abscheuliche, einmalige Verbrechen. Sowas wirds nie wieder geben. Es war einmal, es ist nicht mehr. Nie wieder, sagen wir! Nie wieder! Und schon bekommen wirs frisch herein, wir warens zwar, gut, wenn Sies so wollen unbedingt, und wenn wir jemand gekränkt haben, wir bedauern, aber haben wir nicht recht? Ihr Bürger, hört nicht auf eure Geistesfürsten, hört lieber auf eure Geisterfürsten! Schaut, dass ihr nicht tot seid selber, und hört nicht auf die Beller, die ans Bellen glauben, die Empörer, ihr kindisch Gekeife! Die wirds immer geben. Freut euch des Lebens! Seid aufgeweckt und ausgeschlafen! Früher waren wir der Tod, wir entschuldigen uns und sind hiemit entschuldet. Ist das nicht schön? Wenn Sie so wollen, dann waren wirs halt. Heute sind das ewige Leben wir und können nichts dafür, das macht kaum einen Unterschied. Sie schreien, wir aber verlangen Gerechtigkeit für uns. Alles für uns! Wir haben uns entschuldigt, wir haben uns mehr als entschuldigt, wir haben uns nicht mehr entschuldigt, und viel weniger können wir nicht tun. Jetzt in die Zukunft schauen. Das Heil sind wir, das, was nach dem Tod uns erwartet, uns Anständige, die zur Erde zurückströmen, der wir so viele schon gegeben haben. Wir wagten, die Tat, die wir ersannen, auch auszuführen. Die Erde wird uns schon nehmen, da wir so viel doch ihr gaben. Sie soll uns auszahlen. Und es soll sich für uns auszahlen. Wir leben, und so stark und so schön auch noch, herrlich ist es, Burschen, zu leben. Wir sind Gewinner, wir warens von Anfang an. Das ist das Schönste, auch wenn man keinen Preis dafür kriegt. Das muss einem auch egal sein, ob man belohnt wird. Hauptsache, wir gehören endgültig dazu, und es vertreibt keiner mehr uns. Wenn wir uns anschaun, ist die Angst auf einmal klein. Den Winkel kennen wir nicht mehr, das Eck, in dem wir standen. Überall jetzt wir. Wir sind da und bleiben, niemand muss mehr leiden! Wir sind ganz besonders für alle, die nicht leiden wollen. Nie wieder. Nie wieder Einsamkeit. Nie wieder fremd sein. Nie wieder eigentümlich sein. Sich nie wieder absondern. Wir sind gegen viele. Wer zählt uns? Es sind ja die Wählerstimmen, die zählen. Die anderen sind jedenfalls mehr. Alle sind mehr doch als viele! Wir sind alle, und wer noch fehlt, den verrechnen wir nachher miteinander. Mit dem rechnen wir ab. Wir rechnen ihn gegen die anderen auf, und der Verlierer muss zahlen. Es wird keinen geben, denn wir alle sind jetzt die Gewinner. Offen muss jeder sein, nicht mehr für den Schein. Für das Wahre, das wir sagen, für das Scheinen unsres Lichts, dem manche noch ausweichen. Aber nicht mehr lang. Wir werden Nachsicht walten lassen, aber nicht mehr lang. Die vielen zählen nicht mehr, denn wir sind jetzt da. Wir sind alle. Wir alle ein Land voller Schaulustiger, die sich am liebsten selber anschauen, und wir werden auch von der Weltpresse beobachtet in unserm Verein, wo wir spielen wie die Fohlen, die der Hafer sticht. Sie entscheiden, was sie sehen wollen. Die Journalisten, geschirrt gehören sie unters Joch. Sie drücken den Knopf. Wir drehen das Rad. Sie wollen immer sehen, was sie ohnedies schon die ganze Zeit sehen. Ich bedenke mich jetzt, nach bangen Stunden, die ich brauchte. Führende Persönlichkeiten jetzt ganz für uns! Nein, doch nicht, sie sind gegen uns. Bald werden sie für uns sein. Sie wissen ja nicht, was sie wollen. Jeden zweiten Tag trägt mich jetzt schon das Licht, und ich stelle mich ihm gern zur Verfügung. Mehr als ein Jahrzehnt anpatzen und diffamieren, wie man es mit mir gemacht hat, das ist vorbei. Für die Wende arbeitete ich, Kind, das wirst du nie vergessen können! Dass du nicht stirbst! Nein, komm lieber, komm! Wie ein Mann ohne Ehre sein will ich nicht, ich will zu den Ehrenwerten, den Ehrenwertesten, und brächten sie Krieg ins Volk, ich will, ich will, ich bin bereit! Aller Ehren wert, das bin ich. Und ihr, Freunde, ihr lieben, ich sag euch, ich sag euch, Funktionäre, ihr Guten, heimlich kommen sie, zögernd, doch dann rinnt es, ein Fluss, und es kommen noch mehr, immer neue strömen herbei. Zu euch gehör ich, nicht wie ein Tier will ich gehalten sein, ich will hinaus. Jeder Sonne ihr eigenes Studio zum Scheinen, dies meine Forderung. Ich will das echte Licht, das reine, doch find ich es nicht, hilft mir das künstliche auch. Komm nur her da, hilf gegen den Feind, Licht! Das Dunkel will uns stürzen und unsren Boden sehen, doch den zeigen wir nicht, den dunklen Boden, in dem wir das Schweigen versenkten. Diese Verbrechen waren so entsetzlich verbrecherisch, das kann ich ohne Nachsicht sagen. Jetzt sprechen wir so und denken anders und woanders, Sie sehen es nicht, aber wir denken auch, nur eben anders, herrlich, herrlich! Aber entsetzlich natürlich schon auch. Sonne, du liebe Sonne, und dazu die wunderbare Saftbar, wo die Tränen der Mitstreiter wieder getrocknet werden sollen, wenn Dichter euch trafen mit ihren dreisten Worten. Doch keiner erhört sie in der Bevölkerung Rund. Sie sagen auch gar nichts mehr. Mein Entschluss jedoch unwiderruflich bereits ist. In die Runde blickt ich und sah sie, die Tränen, meine langjährigen Mitarbeiter, Knaben, Kameraden, auch sie, ein Hort von Knaben, schwere Helden, von Klingen gezeichnet, Leiber, vom Schnitzel gekerbt, Geister des Lichts, weg, Nacht! Licht, schick Hilfe den Anständigen! Da wird mir etwas zugeschrieben wie eine Fessel, ich sprenge sie lachend, kaum dass sie mich berührt, weil das einfach nicht stimmt!, ich wärme mich auf, da, schon wieder etwas anderes, weg damit!, hier stehts geschrieben, doch ich bin nicht sprachlos, weg! So. Ich schick die besten Kampfgenossen, euch zum Beispiel, freut euch, freut euch, Leute! Gerechtigkeit für mich!, für mich! Wer weiß, ob ich nicht schwach geworden wäre? Nein, ich bin nicht schwach geworden. Ich bin stark geblieben. Ich schaue einmal nicht in eure lieben Augen. Ihr wollt mich überreden zu bleiben? Nun, so bleibe ich gern, danke. Im Gegenteil, jetzt fange ich erst so richtig an. Ich suche Blickkontakt zu euch, meinen Freunden, dazu Speis und Trank, sehr viel Trank. Den Toten, dies nicht mögen, nichts, uns den Trank, den Toten nichts. Die Toten kriegen nichts. Und die Lebenden brauchen auch nur recht wenig. Die milde Gabe der Anständigen nehmen wir an, Ströme von Bier, geweihtes Wasser, sie wiegen nicht einen Tropfen Bluts auf, der Väter. Wozu ihr Opfer? Umsonst? Nein! Niemals umsonst! Sie waren dabei! Wenn alle untreu werden, so bleiben sie doch treu! Sie haben ihr Schreckbild geträumt, und das umsonst? Aber nie! Wir sorgen für die Brut, die träumende, die mit uns kommt. Es nur rasch hinter mich zu bringen, das ist mein Ziel. Meine Familie hat mir ermutigende SMS übers Handy geschickt, sie halten sich im Hintergrund, die Guten, Druck und Zweifel: weg! Fort! Was macht meine Bewegung jetzt? Was macht sie jetzt? Oder später? Ist sie schwächer geworden? Nein, sie ist stark. Keine Bewegung mehr, keine ohne mich, doch jetzt sind wir schon ALLE. Die andern sind mehr noch. Wir aber sind ALLE! Und alle sind wir deutlich bewegt. Der Rest, ausgelacht wird er im Himmel. Auf Erden lachen jetzt wir! Die vielen, die noch nicht alle sind? Die Mehrheit sind, aber es macht nichts, denn schiffbrüchig sind sie geworden. Fahren schwache Autos, haben schwache Argumente, sind unrecht und nicht recht tüchtig. Bleiben unverletzt und geben nicht ihr Blut, wenns die Bewegung braucht. Die Schwachen. Kühe. Klaffende Frauen. Sie verdienens nicht anders. Ich fleh die Erde an, dass sie bereitwillig zahlen mögen, die Schwachen, für uns auch noch zahlen, auch noch die Windeln zahlen, in die wir einhüllen sie werden, auch noch die Scheiße zahlen, die sie von sich geben, auch noch die Milch zahlen, die sie trinken, die Gähnenden, die nach uns schnappen, doch wie im Traum. Da steckt nichts dahinter. Wir haben Frauen für sie gehalten, und die dürfen auch trinken, soviel sie wollen, die Guten. Ja, essen auch. Alles zu unsrer Verfügung. Und wir lachen. Wir lachen. Die Gerechtigkeit übt derzeit noch, wir helfen ihr auf die Sprünge. Es ist egal. Nicht ist es, was Apoll befahl, es ist nichts, was irren könnte, es ist überhaupt nichts. Es ist von mir zwar, doch es ist nichts. Wenn ich es sage, ist es was andres. Wenn dieser Mann es sagt, ist es nichts. Kein Arbeiter bewegt sich noch in dieser Bewegung. Und wenn, dann hin zu uns. Keine Sorge. Es ist nicht etwas, das gesagt wird. Es ist nichts. Nur ich bin. Nur ich spreche. Nur durch mich spricht jemand. Ich bin, der ich bin. Durch mich. Was, Weib, Vorwürfe wegen meines Vorhabens? Welches Vorhaben denn? Nein, lass Disziplin walten, du Frau, sie werden es schon akzeptieren. Welche Frau denn? Die kleine Jägerin? Artemis? Umsonst nährt ich nicht Drachen und lacht über sie, mein Traum beweist es: Die Bewegung bewegt sich! Die Meute steht heulend auf. Vielleicht vermag nur ich allein sie zu fassen, aber sie bewegt sich, sie ist voll da! Mit vollen Zügen schlürf ich euch ein. Habt ihr das Klopfen nicht gehört? Öffnet, nur herein! Es ist die Pressekonferenz, die hierher will, wenn wir nicht kommen zu ihr! Nur herein! Was wollen diese Fremden, wo ein Mann zu Hause ist? Auch sie müssen akzeptieren das nicht Verhinderbare. Der Abend wurd noch lang, denn wir wussten, wir sind ja am Tag danach auch noch da! Und wir bringens an den Tag, uns geleiten die Opfer auch noch. Mit vor Angst gesträubtem Haar. Wir machen ja nichts. Wir machen ja gar nichts. Wir sind ja nur da, Haus, das nicht zum Grab uns werden wird. Und nirgendwo Hilfe. Doch, Hilfe vom alten Bundeskanzler, der sich für unkündbar hielt, doch ich kündige an: Sie hilft nicht, diese Hilfe. Er will Gerechtigkeit, dass alles sich wendet, oder er geht. Schon ist er weg. Oje, wie fern ist Gerechtigkeit jetzt. Er wird uns nicht fehlen, wir machen uns einen neuen! Ja, Burschen, Knaben, Sorgenkinder. Wir sind wie Tag und Nacht, da passt keine Hand zwischen uns. Wir haben Zeit noch. Nein, keine Zeit mehr, die Zeit ist vorangeschritten, wir waren ihr gewachsen, wir sind ihr gefolgt, sie hat uns gezogen, sie hat uns hinter sich hergezogen, die neue Zeit. Die nimmt nicht jeden mit! Keine Angst! Einige meiner Getreuen, ihr, seid doch immer dabei. Gemütlich kommen wir privat zusammen, gemeinsam frohes Lernen von ein paar Körpersprachen, die sie noch nicht kennen, die Großkopferten, nie werden sein sie tief drinnen im Herzen des Volks. All ihr Sprachen, die wir nicht brauchen, wir haben ja eine eigene!, was sagt ihr uns? Was sagt ihr uns durch Mimik, den ganzen Abend hindurch? Ist da einer, der zeigt es mir an, dass er Protest erhebt gegen meinen Entschluss? Nein, da ist keiner, er wäre längst nicht mehr da, wäre er einer. Ihr alle! So verschieden ihr auch reagiert, alle seid echte Freunde ihr mir. Ihr wisst, dass das Opfer gemeinsam bereiten wir werden. Von überall kommt Licht, schrille Rufe, Hilfe. Im Dunkel erblindet man, doch wir sind im Licht. Alle Macht den Tüchtigen mit ihrem unvermischten Blut. Nichts mehr im Haus, das meinen Plan durchkreuzt, nur noch kleine Hindernisse, die fegen wir beiseite. Viele fragen an. Und allen, allen wird aufgetan, wir sagen aber nicht, was. Auch denen, die nicht fragen, öffnen wir uns ganz, doch herein lassen wir sie nicht. Wir sagen ihnen nicht, wo. Erst sollen sie drinnen im Herzen den Aufstand besiegen gegen uns und uns als die Sieger preisen. Diese Locke hier von meinem Haupt, bitte sehr, hier hab ich eine gefunden, gesucht hab ich lang: Euch will ich sie weihn, spät, aber doch. Dies noch nicht wissen, dass wir endlich heimgekehrt nach langer Fahrt, was immer wir tun, Recht oder Unrecht, wir sinds, die es tun, und nie verborgen ists unterm Schleier. Wir sagen es alle und alles ganz offen, und dies noch nicht wissen, sollen es jetzt auch hören: Ausgelacht werden sie, im Himmel, besonders dann, wenn sie Hilfe erflehn. Die ist für unsre Leut! Unser Geld für unsre Leut! Unbedingt. Niemand schöpft Verdacht. Wir sind ja alle, weil stets gemeinsam wir sind! Die anderen: nur viele! Nur mehr viele! Nicht mehr als viele! Wir, geschwisterlich ernährt, ernährn uns jetzt von ihnen. Die Toten erheben sich, wenn die Sonne untergeht. Wir erheben uns, wenn sie aufgeht, um uns zu bewegen! Im Frühtau zu Berge! Und rasch packend, am Mittag, den andern, beim Pressefoyer, bei der Pressekonferenz des Landeshauptmanns, bei der Pressekonferenz der Landeshauptfrau, da rechnen wir ab. Nicht mehr die Mehrheit die anderen. Wir aber: alle. Wir können kaum atmen oder die Augen aufmachen unter dem Wasser, das wir absonderten. Der Pförtner an der Tür, na, der wird nicht freundlich sein. Den machen wir gewaltsam zum Freund, der mich ein wenig versteht. Hasstriefende Zeit im Bild! Lass es dir sagen, das Bild bleibt, die Zeit geht, doch wir sind im Bilde, schon lange, schon immer. Die Zeit wird auch noch unsere werden, bitte warten Sie! Wir zwingen sie, fünf Jahre vergehen zu lassen, und dann noch einmal fünf, und dann ists sowieso egal. Jetzt befinden sich noch drei linke österreichische Journalisten in dieser Zeit und in diesem Zeit-im-Bild-Studio, doch Geduld, die werden auch wieder gehn. Wir werden kommen, die werden gehn. Wir werden es ihnen ungemütlich machen. Der Wolf wird neben dem Lamm grasen müssen, bis es ihm zu blöd wird und er von selber geht. Wir sind jetzt da. Und bleiben. Wir werden immer kommen, und immer ganz neu werden wir aussehn, und vereint werden wir sein zu einem einzigen Strom. Nachdem sie gegangen sein werden, diese Gottverhassten, jeder kennt ihre Namen, in mitternächtlicher Nachrichtensendung, mit gesträubtem Haar durchbohrend ihr Schrei, jetzt ists vorbei. Und wenn sie dann weg sind, werden wir sogar ganz besonders kommen. Dann sagen alle: Willkommen. Wir wollen nicht, wir sind schon da! Wir sind stets die Ankommenden und bringen rasch Neues, drum sind wir beliebt. In Stadt und Land. Man trinkt uns wie von nährender Erde. Wir sind die Ankommenden hoch vom Berg, wir bleiben gesund. Sie sind die Gehenden, und gehen heißt immer auch: fort! Fort mit Schaden! Fort vor allem mit diesen drei alles Negative gebärenden Journalisten des ORF! Haben sie das Klopfen nicht gehört, auch sie nicht? Das Klopfen, all die Jahre schon? Nicht immer wars die Pressekonferenz. Auch andre haben bereits angeklopft. Doch, sie haben es gehört, schon bevor sie klopften, sie haben unsern Spruch vernommen, doch sie wollten sich durch ihr Glück nicht zu Kälbern stempeln lassen. Ich überschreit jetzt die Schwelle, geh hinein, indem ich hinausgeh. Ich kann nach vorn und nach hinten schauen gleichzeitig. Mir entgeht nichts. Ich muss nämlich meinen Platz einnehmen, den andre für mich freigemacht haben, die Leuchtturmwächterin, die nicht einmal ihre Handtasche bewachen kann, der Arbeitervertreter, der von Arbeitern nur getreten wird, mit Recht!, wir sind das Recht, weil wir recht haben. Bitte, eine List für Apoll und für das Erste und das Zweite Deutsche Fernsehn! Die endlose Phalanx der Privaten, die schon fielen, bevor sie aufstehen konnten. Die fallen ja auf alles rein! Freunde, steht auf, seht mich an, geht mir entgegen, geht mit mir gemeinsam, ihr seid alle, ich sags euch, ihr seids, trinkt in vollen Zügen und zieht die Zügel dann an! Ruck, zuck! Fort die Obergrenze! Weg die Untergrenze! Wir müssen uns mit der Mitte beraten, nein, auch nicht, wir sind ja die Mitte!, und dann, unersättliche Gier, von allen gleichermaßen nehmen, den einen fällts deutlich leichter zu geben. Die andern müssens noch lernen. Wir werden schon noch reden mit ihnen! Da tanzt einer aus der Reihe, das geht nicht, die Fahne hoch! Die Reihe fest geschlossen. Sie werden geben, sie werden noch gern geben das Geld für gütige Zwecke. Es ist ja nicht unseres. Es ist gutes Brauchtumsgeld, das zählt doppelt. Wer sofort gibt, muß sich die Musi anhören. Der Rest gibt gar nichts. Schandknechte. Totenfürsten. Ihr Name sei getilgt. O Leben des Menschen, wie rasch doch wendet ein Schatten das Glück. Wir bringen die Sonne euch doch! Kapiert ihr es noch nicht? Und wir nehmen am Schluss dann eure Untergriffe, und die schrauben wir oben dann an. So. Das hält! Damit man sich an was halten kann. Ich, Objekt hasserfüllter Begierde, komme ihnen nun abhanden. Ich werde in höhere Sphären entrückt, ich bin nicht mehr erreichbar, das habt ihr erreicht! So. Ich geh jetzt. Sie, die mir niemals nützlich waren, solln jetzt auch gehn, einen Stoff werden sie in mir nimmermehr finden. Ihren Meister, der den Stoff zuschneidet, werden sie finden, in mir. Besser ein Ende mit Schrecken als gar kein Ende und gar kein Schrecken! Worin soll noch ihr journalistischer Lebenssinn bestehen? Er soll gar nicht mehr bestehen! Diese Lawine da, sie ist ebenfalls entschuldigt, von mir. Doch bleiben müssen ihretwegen die Schier heut im Stall. Wir bleiben nicht, wir kommen immer wieder an. Wo wir waren, das weiß kein Mensch. Die Strategie der Linken ist durchkreuzt: Ich bin weg und hier zugleich, der Mensch, der schlimme, die Lebensgier, alle fort! Ich herein, indem ich ging, ganz besonders herein, gottgeehrt kehr ich nach Hause zurück, den Schoß verlassen und gleich wieder hereinkommen, das ists! Mutter, warte noch! Ich komme wieder! Für mich hat Einsamkeit nun keine Geltung mehr. Ich gehe und komme, Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert. Jeder zahlt mit seinem eignen Tod. Ich aber zahle gar nicht, denn ich überschreit die Schwelle, vor und zurück, vor und zurück. Doch unentschlossen: nie. Nicht wird der Tod mich finden. Nicht wird ein Hauch von Abschied mich treffen, verflüchtigt, der Hauch, flüchtig der Schmerz. Als Kanzler bin ich ganz vorne mit dabei und kann mithelfen, ein gutes Team zu schaffen, brennen lass ich jetzt schon das Scheit! Es brennt ja, seit ich den Schoß verließ der Mutter und den genauen Fahrplan, den Feuerplan, fasste. Ein Tosen rings ums Herz: Rache für den Vater! Rache! Tötet das Land, tötet die Mutter, tötet sie, doch sie werden immer mehr, Weiber, den Grenzwall aufschichtend am Grab, bis es nur noch Mütter gibt. Mutter bleibt man, ein Leben lang! Rache, Mutter! Rache, du Oma gegen rechts! Da bist du doch auch dagegen wie gegen alles, oder? Oder bist du etwa dafür? Für was seid ihr überhaupt? Lasset die Kerzerlschlucker Lichtermeere bilden, sie werden nur selbst darin ertrinken. Wir auf die Surfbretter, die Gräber der Väter zu schmücken, mit uns! Auf die Bretter! Jesus, runter da! Wir, rauf da, statt seiner! Ja. Ihr habt verstanden, auch wenn ihr die Entscheidung nicht akzeptiert. Ich muss nur noch mit dem Bundespräsidenten telefonieren! Ich merkte, dass auch er nicht wusste, ob er sich freuen sollte oder ob die Sache für ihn noch komplizierter würde. Er denkt derzeit noch nach. Ja, der Mann denkt, der Mann denkt, da besteht kein Zweifel, ich sehs ihm ja an. Ich jedoch lenk. Der gehört auch mir, da fährt der Zug drüber. Er gehört mir, indem ich geh. So, das ist getan. Da kann er Gift drauf nehmen. Gleich muss springen ich, springen in diese Zeitschrift und in jene dort auch, mit dem Kopf voran. Ist das etwa eines Fremden Kopf auf dem Titel? Fort, böser Kopf! Stumm sein wie unsre Väter, als sie starben? Nie! Ich schleuder dich weg, wie Abfall man fortwirft. Und: Köpfler! Bleibe starr und dann: Köpfler! Still! Wer rief da? Ihr! Euch einen Brief zu schreiben, habe ich lieber unterlassen. Ich sag es euch frei heraus, wies meine Art ist. Ich versuche, den Präsidenten zu beruhigen. Ich stille sein Verlangen, alles ganz und ganz allein zu sein, in einer, seiner Person, nur nicht in meiner. Eine Mumie der Mann. Kann sich ja kaum noch bewegen! Ausspucken würd ich sie an seiner Stelle, die Krot. Doch er tuts nicht. Er schluckt und schluckt, tapfer der Mann, sag ich fast wider Willen. Es mögen ihm seine Opfer gerecht entgelten. Bei ihm gibts kein so und wieder so, jedoch irgendwie anders mit jedem Mal. Wie zart die Hoffnung winken konnt, hat er erfahrn, der Partner, der neue. Einst Erster, jetzt schlechter Zweiter. Wozu es benennen, dass er auch ich ist? Kein Partner erlaubt als ich selbst. Ja, er ist ich: das Liebste, das ich hab! Schwer zu verstehn, ich weiß, er sah mit den Augen, was er ersehnt hat, und dann wars ich, was er kriegte! Wozu es ihm sagen? Was bringt es? Er weiß es doch, tief im Innersten. Doch er muss es nicht wissen. Er will ja nichts als ich sein! Schön sein will er auch noch. Alles will er sein. Von mir aus, wenn er dabei still ist. Ich habe kein Feuer, aber ich bin auch nicht kalt. Nicht Frauen bin ich untertan, die mit schlaffer Haut. Sie sind mir zu wenig. Nur den Fürsten gegen die Ewigen, das Land sich zu nehmen! Wenn ich etwas vereinbart habe, dann stehe ich dazu. Wir sind aus einem anderen Holz. Der Präsident schien beruhigt, als ich dies sagte. Er schlug an meinen Kopf: ein andres Holz. Ein offenes Gespräch, er schien es unter alter Herrschaft nicht gewohnt zu sprechen. Wir zehren alles auf, wir zeigen alle an, unser Strahl blitzt auf, bis rote Flecken zeigen: die Reiterin, die Pest. Und wir mit blutbefleckter Hand auf ihrem Herd das Schnellgericht. Wir bezeugen uns selbst, doch sonst bezeugen wir nichts, und wenn wir Strafe zahlen müssen noch und noch. Wir legen Zeugnis ab, auch vor Gericht, doch wenn Sie unsern Schritt vergleichen: Der eine geht schneller, der andre geht gar nicht. Die Schuld, sie schäumt, die alte Gischt. Wir jedoch können schwimmen, tauchen gar! Auf der andren Seite klettern und radfahren! Haben uns ja selbst auch gezeugt, im Verbund mit unserer Mutter. Die Strompreise und die Mietpreise, die senken wir, kaum geboren, senken wir schon den Daumen, und die Not senken wir auch, die Sohle senken wir, die Ferse, dafür sind wir ja da! Die Mutter, das Land, den Herd, das verehren wir und schützen wir, wir sind vom besten Zuschnitt. Heimgekehrt sind wir schon, bevor wir ganz ausgezogen. Doch das Dazwischen, das hats in sich, und wir verkünden es mit machtvoll-großem Spruch. So. Am andren Ende der Leitung wirft es einen aus dem Bett, den wir schon lange auserlesen haben, auch er hat nur in mir gelesen, ein andres Buch kennt er nicht, er, den du habest liegen sehen, wie du sagtest, aber es wird dir keiner glauben, und er wird alles ableugnen. So. Jetzt steht er endlich auf, wer auch immer, der neue Justizminister, mir völlig egal. Seine Ideen zum Recht, nun kann er sie, zu Recht, verwirklichen. Doch das Recht sind wir, es folgt wie ein Hund der Politik, so soll es sein, und daher brauchen wir diesen Minister gar nicht. Man kann sich mit ihm die Augen auswischen. Wo sind seine Hausschuhe? Er ist unser, vom besten Zuschnitt, ich selbst schnitt ihn ja zu. Ich wusste, was ich tat mit eurem hündischen Sinn, ihr! Das seid ihr nicht gewohnt, was? Ich sage es unmissverständlich, du Land, du jetzt bespieene Insel der Unseligen. Ich werde dich schon nach meinem Maß zuschneiden, bis alle eben wirklich: alle sind. Nicht mehr, nein, mehr geht wirklich nicht mehr, alle können nicht noch mehr sein, das geht sich jetzt nicht aus, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Heiliger Grund, dass ich da bin! Land, du bist auch da, na sowas, grüß euch, alle! Ich grüße euch und mich und heile mich und euch. Manch Wimmern vernehm ich: Weh mir! Denen tu ich weh mit wildem Biss, damit auch sie einen Grund haben. In der kurzen Nacht nur wenig Schlaf, Nacht der Entscheidung. Sie ist gefällt, kracht wie ein junger Baum zu Boden. Geht es zugrund, das Haus? Oder geht es gar mit mir zugrund? Nicht wert, dass es ohne mich zugrunde geht! Mitsamt euch, seinen Lämmern, und ich, der Spürhund, ich wusst es längst schon vorher. Das Land braucht mich, der nie in Rätseln spricht, ganz unverhüllt es sagt. Seht ihr. Das braucht das Land. Was, Schranken des Rechts verletzt? Viele drückten mir die Rechte, die heiße, so wie man Beileid ausspricht, und ich war froh gestimmt. Richtig meine Entscheidung. Von Mann zu Mann gibts keine Scheu, der Mann spricht offen und kommt schnell zum Ziel, wenn er so lange warten kann. Und auch woanders hin. Ich melde dem Land, dass ein Sohn gestorben sei, wers glaubt, wird auch nicht selig. Meinem Vater soll ich etwas ausrichten, weh mir, sagt das Land, ich tat ihm Unrecht, zugrunde richtet mich jetzt dein Wort, Vater! Ich räche dich, dem Morgenwind vergleichbar. Und jetzt weht auch schon ein andrer Wind. Spürst dus, Vater, wie er weht? Er weht nicht in Richtung deiner Partei! Wies sich erhebt, mein Segel? O Fluch unseres Hauses und vieler andrer Häuser, alles seh ich, was noch fern von dir liegt, und schau, Land, ich bringe es dir, mit gleicher Münze ich zahls dir heim, ich zahl dir alles zurück, ich bring die Botschaft, schreckensvoll und süß zugleich, dass alle wirklich alle sind. Keiner mehr, keiner weniger. All die vielen: wirklich alle! Stellen Sie sich das vor! Mord will Mord! Und viele Morde sind noch gar nicht zurückgegeben worden, die wollen jetzt auch ihren Teil. Der Rest die Mehrheit, grausam sie zu hören, erbärmlich, wie Kindergesang, weh mir, weh mir, was anderes fällt ihnen nicht ein. Den gottgesetzten Weg erkennen sie nicht. Es empfängt mich Freude, es empfangen mich Freunde, da, jetzt gehört der Chef euch allen, nicht euch allein, ihr Knaben, wo eure Schipisten im Licht lodern. Brände brauchen wir keine mehr. Wir brennen auf Revanche und auf das, was den Menschen halt droht, die noch am Leben sind und keimen müssen, im väterlichen Blut. Die liebe Sonne genügt und darf jetzt auch kommen. Und soll bleiben. Wie wir. Ich habe mich entschieden und bin natürlich froh. Ihr habt es miterlebt, ihr habt mit mir gerungen, ich hole mir vom Vater und bringe sie dem Land, die Botschaft, die so angenehm klingt und so unangenehm schmeckt, wenn man sie dann schlucken muss. Heilige Erde. Heiliges Grab, wo so viele sind, die Anständigen, die besten Söhne, verhöhnt, im Schmutz, den die vielen uns dauernd hereintragen in unser gemachtes Bett. Vom Opfer wird keiner ausgeschlossen, der einen großen Hubraum hat und einen stärkeren Motor. Die Mehrheit sind nur noch wenige, die uns missachten und die wir daher nicht achten können. Doch die Sonne neigt sich uns zu. So, die Stunde ist da. Der Herr der List macht sich bereit, ich bin derweil in Kärnten, um mich zu erholen. Sie haben mich geholt, ich erhole mich noch ein wenig. Wanderer, sage, du habest mich dort liegenlassen, wenn du gefragt wirst, drunten, wo die Schatten sind. Wir sind, wenn man nach uns fragt, längst wieder oben, dort schwimmen wir, Wolkenschaum, im Gebirg, Wanderer, Knaben noch, doch umso älter, umso schneller, keine Angst! Wir können es noch nicht ganz, aber wir werden es schon noch lernen, was wir noch nicht können. Sonnengott, weise deinen Kindern den Weg in die Bank, wo sie sich legen in Särge, doch nicht um zu trauern! Um sich auf die Zinsen zu setzen! Ich trau mich was! Meine Mitarbeiter hatten es mit meiner Mehrfachbelastung zuletzt nicht leicht gehabt, die Arbeit geht uns jetzt viel leichter von der Hand, meine Frau, die gute brave, ermuntert mich zusätzlich, und ihr, ihr hattet die Wahl, jetzt habt ihr mich, ihr macht mich ebenfalls munter, wenn ich euch nur seh. Dazu unser gemeinsam Haus, das Heimathaus, ein Herrenhaus, vom Schicksal ein Lehen, doch geschenkt, nicht geliehn. Das Haus, das Tal, die Arbeitersiedlung, aus der ich komm, mit gleicher Botschaft seit zwanzig Jahren wohl und länger. Nein, länger! Ja, ich halte, was ich versprech, und keiner soll gebieten mir Halt. Es ist Zeit zum Schlafen, damit du aufwachst, Land! Hast dich totgestellt so lang, gelt? Damit ist jetzt Schluss. Du hast es miterlebt, wie ich mit mir gerungen habe. Tag der Rückkehr, Tag des Sieges, Heimat, Heimat, immer nur Ort des Aufbruchs oder des Ankommens, aber auf das Dazwischen kommts auch noch an und dass man unter Freunden ist, die, tief drunten, den Lobgesang anstimmen. Sorgfältig bedenken, was geschah. Aha, jetzt weiß ichs wieder. Ich telefoniere besonders viel mit Freunden in Stadt und Land. Ich telefonier, ich sprech, ich rede, einfach ehrlich, einfach ganz natürlich, als wollt ich selber mir sagen, dass sich nichts geändert hat und sich nichts ändern wird und engster Kontakt auch in Zukunft von mir gehalten sein wird, auch wenn ich jetzt ganz oben sitze, einfach ehrlich, wie schon immer zuvor. Denn der kleine Mensch, der braucht sein kleines Haus. Das Land aber braucht mich. Vater! Vater! Schirme das Recht und schirme den Justizminister! Sonst muß ich den auch noch geben. Es liegt in meinem Interesse. Und schirme unsre andren Minister ebenfalls! Und schirme sie vor der Presse auch ab! Voran. Heb ihn hoch, verlass ihn nicht, veranlass ihn lieber, da er bei Feinden und Mördern sitzt, kühlen Kopf zu bewahren, ja, so ists gut: Heb ihn hoch, hoch aus dem Staub! Ich werde dir schon noch helfen! Die Prozesse, unsre, er mit mir, ich mit ihm, laufen noch über ihre schmal gebaueten Ameisenstraßen. Dieses Mannes Zähne flammen beim Sprechen, das Herz von fast Toten zu fressen, bevor diese erwachen im Rechnungshof als Präsidenten, in der Nationalbank als Gouverneur, im Gasthaus als Wirt, in der Küche als Frau. Viele Prozessausgänge sind noch offen, wenige sind auserwählt, wie ich, hoch aus dem Staub mit mir und hin zu allen. Und sprechen den Spruch! Vater! Zweifach, dreifach, vielfach werden wir jetzt Erhöhten die Schuld dir bezahlen, nicht wahr? Auch um kleinste Kleinigkeiten kümmere ich persönlich mich noch, aber ums Große natürlich noch mehr. Dieser Wahlauftakt für die Wirtschaftskammerwahl, ein herrliches Ereignis, wert eines Königs. Der Saal restlos überfüllt, die Stimmung toll. Auch der andre Knabe, der von mir nur Rechner Genannte, hockt sich trotzig hinzu. Desgleichen Minerva, die Göttin der Jagd. Der eine schenkt Gerechtigkeit, der andre das Geld, der dritte ein Auto, der vierte Flüge, der fünfte einen Hirschen, vormals lebendig, mich aber und meine Reifen erwartet, zwiefach geschliffen, das ganze allesernährende, allesvertragende Land. Sein König, der liebe Herr, bin ich, sein Bruder auch, auch Freund, tausche den Bruderkuss mit ihm. Das Geschirr wäscht die Frau, die kein Mann ist und nie einer war, ganz klar, sie ist gut drauf und hoch motiviert. Ich gehe Hand in Hand, mit allen, bin absolut zufrieden, diesen Minister ausgewählt zu haben und diesen auch, nur mit dem und dem bin noch nicht ganz zufrieden: ich, da hab einen Fehlgriff getan nach dem Falschen: ich. Den hat zu früh ein Schmerz umwunden, und schon war er weg, trotz ehrlicher Worte. Auch wenn die Hauptlast tragen muss: ich, und die hasserfüllte Linke weltweit zum Dämon gemacht hat: mich, rückblickend würde wieder es so machen: ich. So und nicht anders. Nicht weiter zeugen, nicht weiter Sohn sein, nicht weiter Sonne sein, Schuld – ebenfalls: genug! Kinderkram wird bleiben, die Schuld: sie. Kinderlos wird ab sofort Frau bleiben: keine. Du aber, du aber, großer Mund: ich selbst, bewache das Land und dieses Tor, durch das eh mehr darf: keiner. Ich sind: alle. Mit dem klaren Blick des vom Vater niemals Entwöhnten sehs jetzt: ich. Die Freiheit vertreib: ich, das Dunkel seh gar nicht: ich. An die Stürme gebunden fühl mich: ich. Mit der Zeit wieder heiter sein will: ich. Was verborgen ist, sichtbar machen will: ich. Der Schatten sein will auch: ich, falls mal passiert: was. Mache das alles ich, für: euch. Von euren Sorgen befrein kann euch: ich. Damit hätten beschämt auch jene: wir, jene, die unter dem Eindruck des Machtverlusts bereit waren, im Ausland zu denunzieren: uns. In den Spiegel schauen können will: ich auch mich. Zögern will nicht auch: ich. Mein Vater sein will auch: ich. Sag nicht Mutter! Sag Vater! Sag nicht Mutter! Sag Vater! Und zieh dein Schwert! Die Toten sein will auch: ich. Mutiger Helfer sein will auch: ich. Das Tuch vor Augen, um die Gemordeten nicht zu sehen, brauche nicht: ich. Alle niedermachen, will auch: ich. Alle sein, will auch: ich. Kein Stein auf dem andern sein will auch: ich. Die Freiheit sein will auch: ich. Vaters Kind sein will auch: ich. Sags Mutter, sags Vater, sags Mutter, sags Vater. Sag ich. Sag doch: ich! Die ganze: Zeit!
Aischylos ("Die Orestie"), übersetzt von Walter Jens
Veröffentlicht am 13.01.2025 auf elfriedejelinek.com